Zusammenfassung
Die Osteoporose ist ein zunehmendes Problem der muskuloskeletalen Medizin. Neben einer
zunehmenden Inzidenz im Alter ist ein weiteres epidemiologisches Phänomen zu beobachten.
Aktuell werden im höheren Alter zunehmend komplexere Verletzungsmuster beschrieben.
Eine Osteoporose kann also zum einen zu Spontanfrakturen (Sinterung) führen, zum anderen
als koinzidenteller Faktor von Bagatelltraumen wie auch von „echten“ traumatischen
(hochenergetischen) Verletzungen auftreten. Die diagnostischen Möglichkeiten, zwischen
diesen Entitäten zu unterscheiden, stellen den Behandler hierbei vor eine gewisse
Herausforderung. Eine valide Klassifikation, die den Besonderheiten der Verletzungen
der osteoporotischen Wirbelsäule Rechnung trägt, ist leider noch nicht etabliert.
Die prinzipiellen Behandlungsziele und -prinzipien unterscheiden sich bei den Wirbelkörperfrakturen
bei Osteoporose nicht wesentlich von den sonstigen Prinzipien beim Knochengesunden.
Dennoch bietet die osteoporotische Wirbelsäule besondere Herausforderungen. Hierbei
besteht die Möglichkeit, den Wirbelkörper selbst zu stabilisieren. Dies erfolgt oft
kombiniert mit einer intravertebralen Aufrichtung und dem Einfüllen von PMMA oder
alternativen Substanzen. Weiter kann mittels Pedikelschrauben das Bewegungssegment
stabilisiert werden. Der Halt der Schrauben im Wirbelkörper kann hierbei ebenfalls
mit PMMA verbessert werden. Eine ventrale Abstützung kann entweder durch einen weiteren
ventralen Eingriff oder über eine Kombination von augmentierenden Verfahren des frakturierten
Wirbelkörpers mit der dorsalen Instrumentierung erreicht werden. Diese mannigfaltigen
therapeutischen Möglichkeiten erfordern ein differenziertes Vorgehen. Letztlich darf
bei jeglicher chirurgischen Therapie die Behandlung der Grunderkrankung Osteoporose
nicht vergessen werden.
Abstract
Osteoporosis is an increasing problem in musculoskeletal medicine. In addition to
the increasing incidence of osteoporosis in the elderly, another epidemiological phenomenon
has been observed. Increasingly complex injury patterns are currently being reported
in elderly people. Osteoporosis can lead to spontaneous fractures (sintering), but
may coincide with trivial trauma, as well as with „real“ traumatic (high-energy) injuries.
The diagnostic possibilities to distinguish between these entities can a challenge
for the practitioner. A valid classification, which takes account of the special features
of the injuries of the osteoporotic spine, is unfortunately not yet established. The
basic treatment objectives and principles for the vertebral body fractures in osteoporosis
should not differ significantly from those principles of applicable to patients without
osteoporosis. However, the osteoporotic spine offers special challenges. One possibility
is to stabilise the vertebral body itself. This is often combined with restauration
of the vertebral body and filling it with PMMA or alternative substances. Furthermore,
the motion segment can be stabilised by means of pedicle screws. Anchorage of the
screws in the osteoporotic vertebral body can also be improved by PMMA. Anterior support
may be achieved, either by additional ventral intervention or by posterior combination
of augmented treatment of the fractured vertebral body with dorsal instrumentation.
These diverse therapeutic possibilities require a differentiated approach to treat
the variety of different injuries in osteoporotic spines. Ultimately, the treatment
of the underlying osteoporosis must not be forgotten in any surgical treatment.