Aktuelle Urol 2017; 48(06): 580-586
DOI: 10.1055/s-0043-118775
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Das akute Scrotum im Kindesalter – Juristische Fallstricke

Acute scrotal pain in childhood: legal pitfalls
Pia Bader
1   Städtische Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe
,
Christoph Hugemann*
2   Dr. Eick & Partner, Rechtsanwälte Partnerschaft mbB, Hamm
,
Detlef Frohneberg
1   Städtische Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe
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Publication History

Publication Date:
07 December 2017 (online)

Zusammenfassung

Das akute Scrotum im Kindesalter ist ein Notfall.

Da verschiedene Erkrankungen für plötzliche Scrotalschmerzen verantwortlich sein können, sind die gezielte Anamnese, die Abwägung der DD, eine schnelle Entscheidung und rasches Handeln, zum Beispiel bei einer Hodentorsion, erforderlich.

Bei fehlender Einwilligungsfähigkeit des Minderjährigen ist die Einwilligung der Erziehungsberechtigten zwingend erforderlich. Andererseits bereitet deren Einholung im akuten Notfall häufig organisatorische Probleme. Es ergeben sich im täglichen Routinebetrieb durchaus Situationen, in denen gegebenenfalls eine Therapie entschieden werden muss, ohne eine ausreichende Rechtssicherheit durch die rechtzeitige Einwilligung der Erziehungsberechtigten gewährleisten zu können.

Je nach Alter und Entwicklung des Kindes u. U. ist auch die Einwilligung des Patienten selbst zu berücksichtigen.

Die juristische Bewertung des jeweiligen Einzelfalles und die Erzielung von Rechtssicherheit ist für den behandelnden Arzt und Operateur von wesentlicher Bedeutung.

Abstract

Acute scrotal pain in childhood is an emergency.

Sudden scrotal pain may be caused by a variety of diseases. Therefore, it is important to carefully consider the specific medical history and possible differential diagnoses in each case for fast and decisive action (e. g. in case of testicular torsion).

As minors lack the capacity for consent, it is absolutely necessary to obtain consent from their legal guardian. However, obtaining consent in the available time frame can cause organisational challenges in an acute emergency, which may lead to situations in the daily routine where a therapeutic decision needs to be taken (including surgery) without legal security based on consent by the guardian.

In some cases, the child's consent also needs to be taken into account, depending on its age and development.

For the physician and surgeon in charge, the legal evaluation of the case at hand and therewith the obtainment of legal security are of great significance.

* Dr. Christoph Hugemann ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Versicherungsrecht; nach seiner Tätigkeit bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe erhielt er 1999 die anwaltliche Zulassung und ist seitdem vor allem in den Bereichen Arzthaftung und Personen-Versicherung tätig; seit 2007 ist er mit diesen Themenschwerpunkten wissenschaftlicher Mitarbeiter einer ausschließlich beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe tätigen Anwaltskanzlei.