intensiv 2017; 25(06): 277
DOI: 10.1055/s-0043-118873
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
06 November 2017 (online)

Verantwortungs- und Handlungsbereiche verändern sich – bis hin zur gesamten Organisationsstruktur.
(Jenny Wortha-Hoyer)

Liebe Leserinnen und Leser,

wer einen Pflegeberuf ausüben möchte, kann unter vielen verschiedenen Qualifikationsmöglichkeiten wählen, von der einjährigen Helferausbildung über die dreijährige Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflege bis hin zum Bachelor- oder Masterabschluss. Der Beweggrund für die Beschäftigung von Pflegenden mit unterschiedlichen Qualifizierungsstufen ist ebenso vielschichtig wie die Anzahl an Abschlüssen selbst. Oftmals wird der steigende Bedarf an Pflegefachpersonal und pflegerischen Versorgungsleistungen als Motiv artikuliert. Dementgegen sollte vielmehr die Chance einer Neusortierung der pflegeberuflichen Aufgaben genutzt und in den Vordergrund gerückt werden. Dieser Blickwinkel auf die Umsetzung eines Skill-Mix leistet einen entscheidenden qualitativen Beitrag dafür, den Pflegeberuf für erfahrene und neue Mitarbeiter wieder attraktiver zu gestalten.

Die Realisierung eines Qualifikationsmix im Pflegealltag bringt für alle beteiligten Berufsgruppen einen Kulturwandel in der interprofessionellen Zusammenarbeit mit sich. Kolleginnen und Kollegen müssen lernen, dass sich Verantwortungs- und Handlungsbereiche verändern, bis dahin, dass die gesamte Organisationsstruktur einer Station neu überdacht wird und Prozesse neu gestaltet werden. Noch tun sich Kliniken und Einrichtungen in Deutschland schwer, verschiedene Praxismodelle zu gestalten. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Universitätsklinikum Essen arbeiten an einem patientenorientierten Lösungsmodell für Bereiche in der stationären Versorgung. Dabei werden innovative Ansätze gesucht, um die neu gewonnene Durchlässigkeit der Bildungswege der Pflege in der direkten klinischen Patientenversorgung zu nutzen und prospektiv Personalentwicklung für eine qualitativ hochwertige Patientenbetreuung zu betreiben. Andere Kliniken wiederum versuchen sich in Einzellösungen. So werden in Pilotstationen Pflegehilfskräfte für patientenferne Servicetätigkeiten eingesetzt. Sie sollen examiniertes Pflegepersonal im Klinikalltag unterstützen und entlasten. Weitere Kliniken beschäftigen vereinzelt akademisierte Pflegende, um evidenzbasierte Pflegepraxis in hochkomplexen Versorgungssituationen durchzuführen. So zeigt der zweite Beitrag unseres CNE Schwerpunkts beispielsweise, wie durch Advanced Practice Nurses in der neonatologischen und pädiatrischen Intensivpflege die Koordination zwischen verschiedenen Berufsgruppen optimiert und dadurch das Outcome für die kleinen Patienten verbessert werden kann.

Während in Deutschland noch nach verschiedenen Umsetzungsmodellen gesucht wird, arbeiten Pflegende in der Intensivmedizin im Universitätsspital Zürich bereits mit unterschiedlichen Berufsabschlüssen in einem Versorgungsteam. Das Autorenteam um Martin Fröhlich zeigt, wie sie es geschafft haben, im Sinne einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung Verantwortungs-, Aufgaben- und Kompetenzbereiche aller Berufsgruppen miteinander abzustimmen.

Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen!

Jenny Wortha-Hoyer