Z Gastroenterol 2017; 55(10): 1067
DOI: 10.1055/s-0043-120004
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Wo bleiben die Karrierefrauen?

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Publication Date:
11 October 2017 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

egal ob Universität, Krankenhaus oder Praxis, ein Thema treibt uns alle um: der Nachwuchs. Oder sollte man besser sagen „die“ Nachwuchs? Generation „Y“! Auch an dieser Stelle wurde schon darüber geschrieben. Unser Fach hat traditionell einen geringen Frauenanteil. Wenn jetzt immer weniger Männer studieren und ihren Abschluss machen, dann haben vor allem Disziplinen wie die unsere ein Problem. Noch ist es eher die Ausnahme, dass der Mann zuhause bleibt und sich um die Familie kümmert. Beispiele, dass „Frau“ Karriere macht und für den Broterwerb sorgen kann, gibt es schon. Nur hat man den Eindruck, dass das für viele Frauen gar kein erstrebenswertes Ziel ist. Es ist ja auch ein harter Weg: langes Studium, internistische Ausbildung, Facharztweiterbildung, Durchsetzen im Kampf um Untersuchungen. Manche mögen Glück haben und werden gefördert, die meisten müssen für alles kämpfen.

Dazu kommt – und das betrifft selbstverständlich nicht nur die Frauen –, dass manche Krankenhausabteilungen gar nicht in der Lage sind, für eine adäquate Ausbildung zu sorgen. Sei es, dass ausbildende Oberärzte fehlen, nicht genügend Zeit zum Anlernen bleibt, die Untersuchungszahlen unzureichend sind oder schlichtweg Methoden gar nicht vorgehalten werden: Am Ende sind die geforderten Voraussetzungen für die Erlangung der Weiterbildung nicht erfüllt. Natürlich kann die Weiterbildung in der gastroenterologischen Praxis nicht alle diese Lücken schließen. Aber eine Assistentin/ein Assistent kann die in der Klinik erlernte Basisdiagnostik in der Endoskopie und Sonografie vertiefen und rasch Routine gewinnen. Davon würde die Klinik im Anschluss wieder profitieren. Außerdem erlernt man die Diagnostik und Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Lebererkrankungen. Das ist abgesehen von Spezialambulanzen in größeren Krankenhäusern oder Universitätskliniken sonst so nicht möglich. Vieles spricht also dafür, einen Teil der Weiterbildung in der Praxis zu absolvieren. Schade, dass dies nicht wie bei Hausärzten und den sogenannten grundversorgenden Fachärzten finanziell gefördert wird.

In Dresden war viel von Integration die Rede, Verzahnung ambulant und stationär. Auch die Sitzung „Traumberuf Gastroenterologe“ wurde gemeinsam von niedergelassenen, im Krankenhaus und in der Universitätsklinik tätigen Kolleginnen und Kollegen gestaltet. In der Ausbildung und Nachwuchsförderung wäre eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit in der Breite wünschenswert. Warum nicht mal eine Rotation mit der Praxis ermöglichen? Warum nicht mal eine Ausbildungsstelle teilen? Wird ein Beruf nicht attraktiver, wenn die Zukunftsperspektiven vielseitiger sind? Wenn man die Tätigkeit je nach Lebenssituation flexibler gestalten kann?

Persönlich bin ich überzeugt, dass dies gerade Frauen gut gefallen könnte!