Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2017; 24(05): 240-242
DOI: 10.1055/s-0043-120282
Gesellschaft
DFR
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deutsche Fachgesellschaft für Reisemedizin e. V.

Günter Schmolz
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Publication Date:
20 October 2017 (online)

Liebe Mitglieder der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin, sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

mit diesen Zeilen auf der Seite unserer Fachgesellschaft darf ich mich als bisheriger Präsident der DFR letztmalig an Sie wenden.

Am 22. und 23. September fand in Düsseldorf unsere 20. Jahrestagung statt, zugleich als Jubiläum und Erinnerung an die Gründung vor 20 Jahren in Düsseldorf. Über 100 reisemedizinisch tätige Kolleginnen und Kollegen waren zugegen und erlebten in den schönen Räumen ein Fortbildungsprogramm mit vielen überraschenden neuen Erkenntnissen. Bei der Lektüre des von Herrn Dr. Rieke, Düsseldorf, verfassten Berichts werden Sie feststellen, dass manches als gesichert empfundenes Wissen fortgeschrieben oder gar korrigiert werden musste. Herzlichen Glückwunsch und Dank an die Kollegen Rieke und Eßer als Programmverantwortliche.

Bereits am Freitagmorgen hatte es Prof. Dr. Thomas Küpper, Aachen, übernommen, Studierende in die Grundlagen der Reisemedizin einzuführen; es sieht so aus, als ob wir das in Ludwigshafen begonnene Pilotprojekt fest in unserem Fortbildungsprogramm installieren können.

Rekapitulation und Würdigung zugleich: Dr. Stefan Eßer, Gründungsmitglied der DFR (damals noch „Fachverband“), gab, begleitet von einer Fotosequenz, einen Überblick über 20 Jahre Deutsche Fachgesellschaft für Reisemedizin, deren Entwicklung nicht zuletzt in den Jahrestagungen und den Initiativen des Präsidiums abzulesen ist.

Spannend und zeitweise turbulent verlief die Mitgliederversammlung beim Tagesordnungspunkt „Vorstandswahlen“:

  • Neuer Präsident ist Herr Dr. Burkhard Rieke, dem Prof. Dr. Thomas Küpper und Prof. Dr. Tomas Jelinek als Vizepräsidenten zur Seite stehen.

  • Als Beisitzer wurden gewählt: Dr. Rose Mazzola, Freiburg, Dr. Stefan Eßer, Neu Isenburg, Dr. Bettina Hane-Vahlbruch, Lippstadt, und Prof. Dr. Günter Schmolz, Bietigheim-Bissingen.

  • Prof. Dr. Jörg Schelling und Dr. Uwe Ricken gehören dem Vorstand nicht mehr an – Ihnen herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit über viele Jahre und die konstruktiven Beiträge zur Vorstandsarbeit.

Die beiden neuen Vorstandsmitglieder (Hane-Vahlbruch, Küpper) werden sich demnächst in der FTR vorstellen.

Als scheidender Präsident darf ich dem neuen Vorstand, insbesondere an der Spitze, „an das Herz legen“: Die Deutsche Fachgesellschaft wurde gegründet, um den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch den vielen Arbeits- und Betriebsmedizinern, für die (tägliche) reisemedizinische Tätigkeit eine „Heimat“ zu geben. Die Jahrestagungen mit der Möglichkeit des kollegialen Austausches und die Beiträge in der FTR sollten ihnen ermöglichen, fachlich auf dem aktuellen Kenntnisstand zu bleiben und jederzeit eine qualitätsgesicherte reisemedizinische Beratung und Betreuung anbieten zu können – ergänzt durch ein Handbuch zur reisemedizinischen Praxis, jetzt in der 2. Auflage, sowie Kontaktmöglichkeiten zum Vorstand und zum wissenschaftlichen Beirat der DFR. Dieser Gründungsgedanke findet seinen vorläufigen Höhepunkt in der Initiative „Zusatzbezeichnung Reisemedizin“, die zurzeit bei der Bundesärztekammer auch gegen den Widerstand einiger weniger anderer Fachgesellschaften vorangetrieben wird.

Zu diesem Standbein kamen in den letzten Jahren unsere Bemühungen, die Reisemedizin als wissenschaftlich begründete medizinische Disziplin zu etablieren. Folgerichtig haben wir die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) beantragt; hierüber soll demnächst entschieden werden. Nach meiner Überzeugung sollte die DFR auf beiden Beinen stehen und diese niemals als Antipoden begreifen.

Viel Erfolg Ihnen Allen bei Ihrer reisemedizinischen Tätigkeit und Dank für alle konstruktive, gelegentlich kritische Unterstützung in meiner bisherigen Aufgabe als Präsident – der DFR ein herzliches „Glück auf“.

DFR-Tagung 2017 in Düsseldorf

Zur nun schon 20. Jahrestagung trafen sich gut 100 reisemedizinisch interessierte Kolleginnen und Kollegen am 22. und 23. September 2017 in Düsseldorf.

Vorträge am 22. September

Den Auftakt bildete ein Tutorial für Medizinstudenten, das Thomas Küpper, Aachen und Düsseldorf, im Rahmen der Nachwuchsförderung abhielt. Anschließend stellten Rose Mazzola, Freiburg, Stefan Eßer und Eva Dahlke, Neu-Isenburg, sowie Karl-Ernst Albrecht, Mannheim, Kasuistiken aus der Beratungs- und internationalen Betreuungspraxis vor.

Um das Höhlentauchen ging es dann bei Gerd Kremers, Ulm: Die früher extrem hohe Zahl von Todesfällen beim Betauchen von Höhlen ließ sich erst durch einen klaren Kanon an Regeln verbessern, die man lernen kann und im eigenen Interesse anwenden sollte. Planung von Luft- und Lichtvorrat, Verleinung, Vermeidung von silt-out und das Recht jedes Teilnehmers auf Abbruch ohne Angabe von Gründen gehören dazu.

Helge Orlowski, Kappelrodeck, berichtete von den Planungen und Überlegungen, die bei Errichtung eines Flüchtlingslagers von Bedeutung sind. Sein Beispiel war El Zataari, das inzwischen größte Flüchtlingslager Jordaniens. Welche Mengen an Material, Lebensmitteln und Wasser für den alltäglichen Bedarf transportiert, wie zentrale Dienste organisiert werden müssen, übersteigt die Vorstellungskraft.

Um eine sehr individualisierte Förderung dagegen ging es im Beitrag von Isabel Meckel von der Hilfsorganisation Futuro Si in Düsseldorf. Am Beispiel eines peruanischen Projekts erläuterte sie, wie es gelingen kann, Behinderung aufzufangen, angepasste Lern- und Arbeitsmöglichkeiten zu vermitteln und den Betroffenen eine Wertschätzung entgegenzubringen, die vorbildhaft dann auch auf die Gesellschaft ausstrahlt.

Stefan Eßer, Neu-Isenburg, blickte danach auf 20 Jahrestagungen der DFR, auf die prägenden Themen und Personen zurück. Anschließend wurden mit Nina Hundt und Maren Graß 2 Nachwuchsforscherinnen aus der Aachener „Reisemedizin-Schmiede“ für ihre höhenmedizinischen Arbeiten in der Solo-Khumbu-Region im Himalaya ausgezeichnet.


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Vorträge am 23. September

Am 23.09.2017 eröffnete Martin Haditsch, Hannover und Leonding, mit einem Feuerwerk an Informationen und Einschätzungen zu epidemiologischen Entwicklungen mit Bedeutung für die Reisemedizin und Neuigkeiten rund um den Impfschutz das Programm. Globalisierung ist für Infektiologen eine Alltagsrealität und Impfschutz gibt es nur gegen ein sehr kleines Spektrum von Infektionskrankheiten. Er sprach auch die Bedrohung durch Multiresistenz von Keimen und durch Bioterrorismus an.

Stefan Eßer, Neu-Isenburg, ging anschließend auf die Megatrends ein, die aus globaler Sicht die Gesundheitsthemen der Zukunft beeinflussen werden: Der demografische Wandel, die Verstädterung, der Klimawandel, die Verlagerung wirtschaftlicher Entwicklung und damit auch von Kaufkraft nach Südostasien gehören dazu. Afrika spielt in diesen Prognosen kaum eine Rolle. Unternehmen brauchen eine solide Informationsbasis, um ihre Aktivitäten und vor allem ihre Mitarbeiter zu schützen.

Auf das Berufskrankheitengeschehen bei Entwicklungshelfern und Weltwärts-Freiwilligen ging Martina Werdes, Wilhelmshaven, in ihrem Beitrag ein. Insgesamt, so ihr Resümee, sind die Anerkennungen in diesem Sektor sehr begrenzt angesichts der hohen Zahlen von Freiwilligen. Bei der BK 3104 dominiert die Malaria.

Im Anschluss erläuterte Bettina Hane-Vahlbruch, Lippstadt, die Besonderheiten der Medizin an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Das Spektrum reicht von Megalinern mit 5000 Passagieren bis hin zu Großseglern mit 50 Passagieren, auf denen die medizinischen Möglichkeiten begrenzt und Abbergungen mit einem Hubschrauber schwierig sind. Konkrete Zahlen werden nicht veröffentlicht. Auf die Seekrankheit als häufigstem Behandlungsgrund, ihre Prävention und Therapie ging sie besonders ein.

Carsten Köhler, Tübingen, überbrachte als deren Präsident die Glückwünsche der DTG zu unserem Jubiläum. Er fasste die Geschichte von Lambaréné während und nach der Zeit Albert Schweitzers zusammen und gab einen Überblick über die Forschung der Uni Tübingen dort. Dabei geht es aktuell um kontrollierte Infektionen mit chloroquinsensibler Malaria als Modellsituation für die schnellere Beurteilung präventiver und therapeutischer Strategien. Ähnliches wird für Hakenwum- und Schistosomeninfektionen zu etablieren versucht. Auch immunsuppressive Effekte einer hohen Wurmlast sind ein wichtiges Thema.

Ahmed Fahmy, Hongkong und Peking, ging dann auf die medizinische Betreuung von Reisenden in China ein. Für International SOS besucht und evaluiert er Krankenhäuser, die in einem sehr weiten Spektrum von Größe und Qualität angesiedelt sind. Typisch sind das Fehlen eines ambulanten Sektors außerhalb der Kliniken, die umständlichen organisatorischen Abläufe, die großen Schwierigkeiten bei der sprachlichen Verständigung, die umfangreiche apparative Ausstattung und das mangelhafte Know-how bei deren Einsatz.

Abschließend kamen 3 Veranstalter von reisemedizinischen Kursen im Ausland zu Wort: Kay Schäfer, Köln, erläuterte das Konzept seiner tropenmedizinischen Exkursionen in Uganda, Tansania und Ghana. Martin Haditsch stellte die Planungen für reise- und notfallmedizinische Kurse in der Dominikanischen Republik vor. Und Bettina Hane-Vahlbruch präsentierte ihr Konzept reisemedizinischer Kurse an Bord von Kreuzfahrtschiffen


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DFR-Tagung 2018 in Freiburg

Mit der Einladung zur 21. DFR-Jahrestagung am 21. und 22.09.2018 in Freiburg, die ja allen interessierten und nicht nur DFR-Mitgliedern offensteht, ging das Treffen in Düsseldorf zu Ende.

Verantwortlich für die DFR-Gesellschaftsseiten in der FTR:

Prof. Dr. Günter Schmolz,
Bietigheim-Bissingen (V.i.S.d.P.)

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