Zusammenfassung
Einleitung Derzeit kommt in Deutschland fast jedes 3. Kind durch Kaiserschnitt zur Welt. Neben
eindeutigen Indikationen zur Sectio, die ca. 10% ausmachen, ist besonders der große
Anteil an relativen Indikationen kritisch zu hinterfragen, wenn die derzeitige Sectiorate
nachhaltig gesenkt werden soll. Ob dies in Deutschland ein realistisches Ziel ist,
ist vor allem vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen mehr als fraglich.
Alle Untersuchungen zu diesem Thema zeigen hierbei, dass die persönliche Einstellung
des betreuenden geburtshilflichen Teams einen erheblichen Einfluss auf die individuelle
Wahl des Geburtsmodus der Schwangeren hat. Im ersten Teil der DECISION-Studie wurde
daher die persönliche Präferenz von Urogynäkologinnen und Urogynäkologen bezüglich
des für sie optimalen Geburtsmodus evaluiert.
Material und Methoden Alle 432 Teilnehmer/innen des 9. Deutschen Urogynäkologie-Kongresses in Stuttgart
im April 2017 wurden eingeladen, sich an der onlinebasierten Fragebogenstudie zu beteiligen.
Der hierzu herangezogene Fragebogen wurde eigens für diese Arbeit konzipiert.
Ergebnisse 189 (43,8%) der 432 registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern partizipierten.
84,7% (n = 160) der Studienteilnehmer bevorzugten bei unkomplizierter Schwangerschaft
eine Spontangeburt. Nur 12,2% (n = 23) präferierten eine Entbindung durch eine elektive
Sectio caesarea. Als Hauptgründe hierfür wurde die Sorge vor einer Inkontinenz (87,5%)
oder einem Beckenbodenschaden (79,2%) angegeben. An einem im Fragebogen vorgestellten
System der Risikostratifizierung, welches ermöglichen soll, anhand von spezifischen
Parametern ein Hochrisikokollektiv für Erkrankungen des Beckenbodens frühzeitig zu
erkennen, würden 83,6% teilnehmen. Auch das Interesse an einer gezielten postpartalen
Rückbildung (97,8%) und an einer hiermit verbundenen optionalen Pessartherapie (64,4%)
war groß. Es zeigten sich zudem signifikante Einflüsse der Art der bereits erlebten
Geburt (Spontangeburt vs. primäre Sectio) und der Parität auf den zukünftig präferierten
Geburtsmodus.
Schlussfolgerung Urogynäkologen/innen bevorzugen die vaginale Entbindung. Es besteht eine große Bereitschaft,
an einer Risikostratifizierung teilzunehmen, um risikoadaptiert und individualisiert
vorgehen zu können.
Schlüsselwörter
Geburtsmodus - elektive Sectio - Risikostratifizierung - Rückbildung - Pessartherapie