Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(06): 292
DOI: 10.1055/s-0043-121244
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antwort des Gutachters auf den Leserbrief zum Beitrag „Outcomes geplanter außerklinischer und klinischer Low-Risk Geburten in Niedersachsen“

Klaus Vetter
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 December 2017 (online)

Petersen A, Köhler L-M, Schwarz C et al. Outcomes geplanter außerklinischer und klinischer Low-Risk Geburten in Niedersachsen. Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221: 187–197

Es ist interessant von Herrn Prof. Dr. B. Schauf und Frau Dr. K. Hofmann zu lesen: „In dem Artikel wird als Quintessenz dargestellt, dass die außerklinische Geburtshilfe unter gewissen Voraussetzungen gleich sicher wie die klinische Geburtshilfe sei. Dies ist durch die dargestellte Arbeit in keiner Weise belegt“ [1].

Zu lesen ist tatsächlich: „Bei guter Risikobewertung und Verlegungsorganisation bietet eine außerklinische Geburt ein angemessenes Sicherheitsniveau“ [2]. Dem folgt in der Diskussion ein Vorschlag, der auf Basis der Ergebnisse eine Modifikation klinischer Geburten beinhaltet: „Die Vorteile der außerklinischen Geburt wie persönliche Betreuung und weniger Interventionen sollten in Klinikkreißsälen integriert werden […]“ [2].

In der vorliegenden Studie wurden keine Zahlen erhoben, die gegen die Durchführung außerklinischer Geburten unter den gegebenen – auch statistischen – Voraussetzungen sprechen.

Leider wird nicht ganz klar, welche methodischen Fehler unangemessene Schlussfolgerungen auslösen könnten. So ist die Grundgesamtheit einheitlich charakterisiert durch einen systematischen begründeten Ausschluss vorbestehender und aktueller Risiken. Dies ist die Basis von Vergleichen innerhalb der Grundgesamtheit. Die monierten „zwangsläufigen Unterschiede“ sind damit nicht vorprogrammiert – im Gegenteil stehen Gemeinsamkeiten im Vordergrund.

Die Leserbriefschreiber weisen selbst auf Textstellen hin, die grundsätzliche statistische Einschränkungen betreffen. Power-Analysen würden – das ist nicht unbekannt – Zahlen erfordern, die in der gesamten Bundesrepublik kaum zu erzielen sind – wie dies anlässlich der 56. Sitzung des Ausschusses für Gesundheit in der 17. Legislaturperiode 2011 dokumentiert ist [3].

Unbekannt ist, von welchen Zahlen Schauf und Hofmann ausgegangen sein könnten. Auf jeden Fall eignet sich dieser Hinweis nicht als Totschlag-Argument; schon gar nicht angesichts der Tatsache, dass auch die klinischen Geburten nicht so aufgearbeitet werden, dass das Gegenteil behauptet werden könnte. Eine ehrliche Diskussion mit offenem Visier – z. B. auf Basis von Einzelfallanalysen – könnte hier möglicherweise weiterhelfen.

Der Reviewer sieht sich außerstande, die fundamentale Kritik mit dem Artikel und seinen Aussagen in Verbindung zu bringen. Er möchte deshalb am ehesten von einem Missverständnis ausgehen und meint, dass konstruktive Kritik in der Lage sein sollte, den Blick zu weiten und dem tieferen Verständnis und der Weiterentwicklung zu dienen. Dafür ist es nicht zu spät.

 
  • Literatur

  • 1 Schauf B, Hofmann K. Leserbrief zum Beitrag „Outcomes geplanter außerklinischer und klinischer Low-Risk Geburten in Niedersachsen“. Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221: 291
  • 2 Petersen A, Köhler L-M, Schwarz C. et al. Outcomes geplanter außerklinischer und klinischer Low-Risk Geburten in Niedersachsen. Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221: 187-197
  • 3 Wortprotokoll. Ausschuss für Gesundheit, 56. Sitzung Berlin, den 09.11.2011 zum Thema: Leistungen bei Schwangerschaft und Geburt aus der Reichsversicherungsordnung in das Fünfte Buch Sozialgesetzbuch überführen und zeitgemäß ausgestalten. http://www.dfh-hebammen.de/content/downloads/056_09 %2011 %20 11_Leistung %20bei %20Schwangerschaft%20und %20Geburt.pdf