Zusammenfassung
Die weibliche Belastungsinkontinenz stellt ein weit verbreitetes Problem dar. So sind
in Deutschland etwa 4 – 5 Millionen Frauen davon betroffen. Die Zahl von Patientinnen
wird aufgrund der demografischen Entwicklung in Zukunft weiter steigen. Auch muss
aufgrund der Tabuisierung des Themas von einer hohen Dunkelziffer an betroffenen Patientinnen
ausgegangen werden. Die weibliche Harninkontinenz wird von der International Continence
Society (ICS) als jeder unwillkürliche Urinverlust bezeichnet, der objektiv nachweisbar
ist und zudem zu sozialer Beeinträchtigung führt.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist eine gründliche urologische Untersuchung
zur Evaluation der Art und der Ursache der Inkontinenz. Hierzu sind neben einer gezielten
Anamnese der genauen Art der Inkontinenzsymptome und einer körperlichen Untersuchung
des Genitalbereiches ggf. auch weiterführende Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen
der Blase notwendig. Ebenfalls können zur Evaluation der Blasenfunktion eine urodynamische
Untersuchung sowie eine Zystoskopie zur Diagnostik notwendig sein.
Die Therapieoptionen der Belastungsinkontinenz beinhalten zuerst konservative Maßnahmen
wie eine Gewichtsreduktion und eine physiotherapeutische Beübung des Beckenbodens,
weitere Möglichkeiten sind eine Elektrostimulation, Konus- sowie Pessar-Therapien
und bei Bedarf eine lokale Östrogenisierung in der Postmenopause oder auch ein medikamentöser
Therapieversuch mit Serotonin-Noradrenalin-Rezeptoren-Inhibitor (Duloxetin). Bei Versagen
der konservativen Therapieoptionen sollte eine operative Therapie mit den Patientinnen
besprochen werden.
Neben aufwendigen offen-operativen Verfahren der früheren Jahrzehnte wie der Kolposuspension
oder der Faszienzügelplastiken haben sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend minimal-invasive
Techniken etabliert, die einfach und schnell durchführbar sind sowie wenig belastend
für die Patientinnen und die Belastungsinkontinenz zuverlässig und nachhaltig therapieren.
Die spannungsfreien, mitturethralen Schlingen können mittlerweile als etablierte und
weitverbreitete Techniken in der Behandlung der Belastungsinkontinenz bezeichnet werden.
Die Implantation eines artifiziellen Sphinkters hat sich als sichere und verlässliche
Methode zur Behandlung der weiblichen Belastungsinkontinenz höheren Grades und unterschiedlicher
Ätiologie erwiesen, bleibt aktuell aber Spezialfällen vorbehalten.
Abstract
Stress urinary incontinence in women is a common problem in Germany, with approx.
5 million women suffering from incontinence symptoms. These numbers are increasing,
due to demographic changes; the suspected numbers are even higher.
Prior to treatment, an extended diagnostic approach – including urodynamics and cystoscopy
when necessary – is essential for optimal treatment selection.
Primary treatment should be conservative, with pelvic floor training as an essential
part of a multi-modal treatment concept.
If conservative treatment fails, surgery is necessary and an increasing number of
women are being treated with sub-urethral slings. The use of classical and well-known
reconstructive surgeries – such as colposuspensions – is decreasing. An artificial
urinary sphincter is a seldom indication in women, but a feasible option if the patient
is physically and manually fit enough.
The following article will summarise current diagnostic approaches and treatment options.
Schlüsselwörter
Belastungsinkontinenz - Kolposuspension - Schlingen - Komplikationen
Keywords
Stress urinary incontinence - colposuspensions - sub-urethral slings - complication