Diabetes aktuell 2017; 15(07): 279
DOI: 10.1055/s-0043-122355
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Schutz der Niere geht alle an!

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
1   Dresden
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Publication Date:
23 November 2017 (online)

Zu den häufigsten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus gehören Nierenschäden. Die aktuelle demografische Entwicklung, also die zunehmende Alterung der Bevölkerung und damit die erhöhte Lebenserwartung insgesamt lassen die Anzahl der bedenklichen Einschränkungen der Nierenfunktionen im Alter steigen – der Diabetes als wichtige Ursache für Nierenschäden verschlechtert diese Bilanz zunehmend. Derzeit sind in Deutschland über 100 000 Menschen entweder dialysepflichtig oder bereits transplantiert. Zudem steigt mit zunehmender Dauer der Diabeteserkrankung die Gefahr der Nierenschädigung. Bereits nach durchschnittlich 10 Jahren ist die Hälfte aller Diabetiker betroffen.

Viele aktuelle Entwicklungen in der Behandlung des Diabetes zielen genau auf diese Folgeerkrankung. Neue Medikamente können zu einer besseren Blutdrucksenkung führen, auch eine Entzündungshemmung als weiterer Ansatz soll nephroprotektiv wirksam sein.

Wichtig ist es, die besonders gefährdeten Patienten mit einer beginnenden Schädigung der Nieren frühzeitig zu erkennen. Hierbei ist die erhöhte Albuminausscheidung im Urin ein wichtiger Marker. Weitere Risikofaktoren wie erhöhte Blutzuckerwerte, ein stark erhöhter HbA1c-Wert oder ein nicht zufriedenstellend eingestellter Blutdruck verschlechtern die individuelle Prognose. Vergessen wird oft, dass Zigarettenrauchen die Nierenleistung ebenso negativ beeinflusst. Übergewicht ist ein weiterer wesentlicher Risikofaktor für eine dauerhafte Schädigung der Nieren. Hierbei spielen verschiedene Hormone wie beispielsweise Adiponectin, Leptin und Resistin eine entscheidende Rolle bei Inflammation und oxidativem Stress, was mit einer Insulinresistenz einhergeht. Diese kann zu Glomerulopathien und damit zu einer Abnahme der Nierenfunktion führen.

An dieser Stelle das Credo an alle betreuenden Hausärzte und Diabetologen: Prävention ist wichtig! Im Vordergrund stehen dabei die Stratifizierung des Risikos Ihres Patienten und individuell zugeschnittene Therapiepläne. Die Motivation Ihres Patienten zum Rauchstopp, zur Gewichtsreduktion, zur Blutdruckkontrolle und -einstellung sowie zur Optimierung der Blutzuckereinstellung können seine Nieren und deren Funktion schützen!

Das Management betroffener Patienten kann und muss dabei im interprofessionellen Team erfolgen. Für medizinische Fachberufe gibt es seit Neuestem ebenso Module für Fortbildungen zu Diabetes und Niere. Hier stehen wichtige Aspekte der Beratung, beispielsweise rund um Ernährungsfragen oder auch bezüglich Bewegung und Aktivität, und der Pflege im Mittelpunkt.

Der Schutz der Nieren unserer Patienten geht alle an! In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen wünschen

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz