Pneumologie 2023; 77(S 01): S98
DOI: 10.1055/s-0043-1761107
Abstracts

Pneumothorax ex vacuo nach operativer Lungenvolumenreduktion

Authors

  • N Paulovich

    1   Lungenfachklinik Immenhausen; Pneumologie
  • S Andreas

    2   Lungenfachklinik Immenhausen
  • K Darwiche

    3   Ruhrlandklinik Essen
  • J Wienker

    3   Ruhrlandklinik Essen
 

Ein 75-jähriger männlicher Patient war erstmalig 2014 in unserer Klinik vorstellig. Anamnestisch ergab sich ein langjähriger, seit 2002 beendeter Tabakkonsum mit 80 Packungsjahren. Beruflich war der Patient überwiegend in einem Büro tätig. Lungenfunktionell sahen wir initial eine moderate Obstruktion mit Besserung des FEV1-Wertes 10% unter Spasmolyse (FEV1 67,9%, FEV1/VC 72,6%, RV 150%, TLC 109,9%, SRtot 126,6%, TLCO 46% jeweils entsprechend des Sollwertes). Die Diagnose einer COPD im Stadium II nach GOLD wurde gestellt. Blutgasanalytisch zeigte sich eine leichte Hypoxämie unter Belastung bei Gehstrecke von 450 m.

Im weiteren Verlauf zeigte sich in auswärtigen Kontrollen eine langsame Abnahme des FEV1-Wertes und der Diffusionskapazität. Seit 11/2017 erfolgte eine Langzeitsauerstofftherapie.

In 2021 erfolgte ex domo die Evaluation einer Lungenvolumenreduktion. Bei fehlenden Hinweisen auf eine Rechtsherzbelastung und funktioneller Operabilität erfolgte auswärts eine anatomische Resektion des rechten Lungenoberlappens.

Im 02/2022 erfolgte auswärts bei weiterhin bestehender Überblähung eine weitere chirurgische Lungenvolumenreduktion der kontralateralen Lunge mit Keilersektion (aus S1, S3, S4, S5, S7, S8, S9 und S10). Postoperativ äußerte der Patient eine unverändert ausgeprägte Belastungsdyspnoe, FEV1 44%, RV 159% ([Abb. 1]).

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Abb. 1

Im 07/2022 stellte sich der Patient erstmalig wieder in unserer Klinik vor. Subjektiv äußerte er seit der zweiten Operation eine deutliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes und thorakale Schmerzen. Im Vergleich zur Voruntersuchung war die Lungenfunktion zunehmend eingeschränkt (FEV1 36,7%, RV 166%, TLCO 27,9%).

In der konventionellen Röntgenaufnahme sowie im CT des Thorax zeigte sich ein ventrobasaler Pneumothorax der linken Lunge. Ursächlich dafür ist aus unserer Sicht eine übermäßige Resektion von Lungensegmenten i.R. der chirurgischen Lungenvolumenreduktion, wobei die Lunge sich nicht ausdehnen konnte. Von einer Thoraxdrainage oder gar eines neuen Eingriffes wurde daher Abstand genommen.

Ein Pneumothorax es vacuo ist eine seltene Komplikation bei ausgedehnter chirurgischer Lungenvolumenreduktion. Der Fall zeigt die Notwendigkeit einer multidisziplinären Indikationsstellung wie in den Lungenemphysemzentren nach DGP und DGT gefordert.



Publication History

Article published online:
09 March 2023

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