Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 712
DOI: 10.1055/s-0043-1768803
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
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Geburtshilfe

Outcome von Extremfrühgeborenen nach PPROM >14 Tage vor der 32. SSW

Authors

  • C Backes

    1   Frauenklinik, München Klinik Harlaching, München
  • S Brosch

    3   Klinik für Neonatologie. München Klinik Harlaching und Schwabing, München
  • N Gauger

    3   Klinik für Neonatologie. München Klinik Harlaching und Schwabing, München
  • O Neumann

    2   Frauenklinik, München Klinik Schwabing, München
  • M Krüger

    3   Klinik für Neonatologie. München Klinik Harlaching und Schwabing, München
  • C Scholz

    1   Frauenklinik, München Klinik Harlaching, München
  • C Brickmann

    3   Klinik für Neonatologie. München Klinik Harlaching und Schwabing, München
 

Einleitung Ein früher vorzeitiger Blasensprung „PPROM“ betrifft circa 3% aller Schwangerschaften vor Vollendung der 37+0 Schwangerschaftswoche [1]. Besonders im 2. und beginnenden 3. Trimenon ist dies bei den Feten mit erheblicher Morbidität und Mortalität aufgrund der noch fehlenden Lungenreife, sowohl auf alveolärer als auch auf vaskulärer Ebene, verbunden [2]. Mögliche Prädiktoren hinsichtlich des Outcomes der Frühgeborenen wurden bis dato nicht einheitlich festgelegt.

Fragestellung Analyse der postnatalen Morbidität und Mortalität von Neugeborenen nach PPROM vor der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) und > 14 Tage zur Evaluation möglicher Risikofaktoren.

Material/Methoden Retrospektive Multi-Center Kohortenstudie aller Neugeborenen mit PPROM < 32 SSW und Dauer des Blasensprungs (∆d-BSP) ≥ 14 Tage zwischen 2018 und 2022 hinsichtlich der demographischen Daten sowie des Zusammenhangs der Morbiditäten „Dry Lung Syndrome“ (DLS), Lungenhypoplasie (LH) und Tod bezüglich folgender Risikofaktoren: Gestationsalter bei Blasensprung (GA-BSP); ∆d-BSP; minimale „Single deepest pocket“-Messung (SDPmin), sowie der SDP-Verlauf (vom Aufnahmezeitpunkt bis zur Entbindung) und Gestationsalter bei Geburt (GA-Geb). Vergleich der Sub-Gruppen GA-BSP < 24 SSW vs. ≥ 24 SSW.

Ergebnisse Auswertung von gesamt n=59 Neonaten. Mediane Werte für: maternales Alter 34,0 Jahre (19-46); GA-BSP 25+0 SSW (16+2–31+3); ∆d-BSP 42,0 Tage (14-144); SDPmin 1,9cm (0-8,9); GA-Geb 31+4 SSW (24+6-40+1). Mittlere invasive Beatmung Überlebende (IV) 3,9 Tage (0-57); mediane nicht-Invasive Beatmung Überlebende (N-IV) 18 Tage (0-90). DL in n=23 Fällen (38,9%); LH in n=12 Fällen (20,3%); Tod in n=7 Fällen (11,8%). In der Multiplen Logistischen Regressionsanalyse keine signifikant prädiktive Werte zur Ermittlung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens für DL (r2=0.40; p=0.06/0.06/0.20/0.06/0.06), LH (r2=0.60; p=0.01/0.85/0.45/0.87/0.88) und „Tod“ (r2=0.64; p=0.02/0.29/0.56/0.27/0.27). In den Vergleichen der Subgruppen „< 24 SSW“ und „≥ 24 SSW“ signifikant häufigeres Auftreten von DL (p<0.001; RR 1,6-7,3; OR 2,2-22); LH (p<0.003; RR 2,5-80; OR 3,2-261) und Tod (p<0.04; RR 1,3-46; OR 1,3-112) sowie niedrigerer SDP (p<0,01; Median 1,2cm vs. 2,1cm) in der Gruppe „< 24 SSW“. Vergleichsbeobachtung mediane SDP-Werte der Gruppen > oder < 2cm von Blasensprung bis Geburt: Zusammenhangs in der Vorhersage für das Risiko einer LH (p<0,01; RR 5,5, OR 12) und Tod (p=0,01; RR 9,8; OR 16), grenzwertig für Auftreten von DL (p<0,05; RR 2,1; OR 4,3) [1] [2].

Zusammenfassung Der PPROM im 2. Schwangerschaftstrimenon ist für die Neugeborenen häufig mit dem „Dry Lung Syndrome“ oder einer Lungenhypoplasie assoziiert, wobei besonders die LH mit einem hohen Mortalitätsrisiko verbunden ist. Die Auswertung unserer Daten bestätigt, dass die Morbiditätsschwere nicht durch einen einzelnen Risikofaktor vorhergesagt werden kann, sondern dies scheint multifaktoriell bestimmt zu sein. Die Fruchtwassermenge als prädiktiver Parameter hat selbst bei konsequenter Verwendung des SPD eine methodenbedingte Streuung. Als klinisch relevanter Marker für das Outcome der Neonaten wäre deshalb die Etablierung eines multifaktoriellen prognostischen Index sinnvoll.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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