Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 719-721
DOI: 10.1055/s-0043-1768813
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
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Geburtshilfe

Beckenendlage: Neonatale Morbidität nach vaginaler Geburt im Vergleich zu Schädellagen

Authors

  • C Köckeritz

    1   Klinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, Nürnberg
    2   Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg, Nürnberg
  • M Krause

    1   Klinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, Nürnberg
  • C Brucker

    1   Klinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, Nürnberg
    2   Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg, Nürnberg
 

Einleitung Die vaginale Beckenendlagengeburt (BEL) wird stets kontrovers diskutiert. Seit der Veröffentlichung der Studienergebnisse von Hannah et al. [1] hat sich eine Indikationsstellung zugunsten einer Sectio bei BEL-Kindern etabliert. Jedoch konnten neuere Studien zeigen, dass weder die neonatale Kurzzeitentwicklung [2] noch die neonatale Langzeitentwicklung [3] vaginal entbundener BEL-Kinder gegenüber sektionierten BEL-Kindern beeinträchtigt ist. Ziel unserer Studie ist es, die neonatale Morbidität von vaginal entbundenen BEL direkt mit vaginal entbundenen Schädellagen (SL) zu vergleichen.

Material und Methodik In einer retrospektiven Studie (2016-2019) am Klinikum Nürnberg wurde die Morbidität, der auf die Kinderklinik verlegten vaginal entbundenen BEL (n= 53) mit gematchten vaginal entbundenen SL (n= 116) verglichen (siehe Flowchart Selektionskriterien). Kriterien der perinatalen Morbidität waren Apgar5min< 7, Nabelschnur-pHart (Nart pH) < 7, Verlegungsdauer in Tagen, Geburtsverletzungen und invasive Interventionen auf der Neonatologie. Für die Auswertungen wurden unabhängige t-Tests und Chi-Quadrat-Tests in SPSS 29.0 durchgeführt.

Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass es für beide Gruppen weder signifikante Unterschiede für schwere Azidosen (Nart pH) noch für die Anzahl an Apgar5min < 7 gibt (p< 0.05). Auch für die durchschnittliche Verweildauer auf der Neonatologie gibt es keinen signifikanten Unterschied (BEL: 6,1 (3,5) Tage und für SL: 6,5 (4,2), p= 0.57). Die Auswertung der invasiven Interventionen auf der Neonatologie ergeben signifikant häufigere Applikation von Masken und Sauerstoffgabe bei BEL (p< 0.05). Bei isolierter Betrachtung der Verlegungsdiagnose „Atmungsstörung“ (BEL n= 27, SL n= 47), die im Zusammenhang mit dem vaginalen Entbindungsweg steht, besteht kein signifikanter Unterschied zwischen BEL und SL. Bei der Anzahl an Geburtsverletzungen zeichnet sich eine Häufung bei BEL ab, die jedoch nicht signifikant ist. Alle anderen Interventionen wie Intubation, Volumensubstitution, Pufferung und Reanimation sind nicht signifikant häufiger bei BEL ([Tab. 1]). Die Mortalität ist in beiden Gruppen gleich niedrig, da kein Kind verstarb ([Tab. 2]).

Tab. 1 Mütterliche and neonatale Charakteristika für Beckenendlage und Schädellage.

Beckenendlage n= 53

Schädellage n= 116

p-value

Mütterliche Charakteristika

Alter, M (SA)

31.77 (4.00)

30.96 (3.28)

Altersgruppen, n (%)

≤25

3 (5.7%)

4 (3.4%)

26-34

37 (69.8%)

95 (81.9%)

≥35

13 (24.5%)

17 (14.7%)

Parität, M (SA)

1.38 (.77)

1.2 (.51)

Para, n (%)

1

40 (75.5%)

98 (84.5%)

2

8 (15.1%)

14 (12.1%)

3

3 (5.7%)

3 (2.6%)

4

2 (3.8%)

1 (.9%)

Neonatale Charakteristika

Gewicht, M (SA)

3235.17 (498.89)

3363.6 (523.70)

.135

Geschlecht weiblich, n (%)

20 (37.7%)

45 (38.8%)

.332

Apgar5min < 7, n (%)

5 (9.4%)

12 (10.3%)

.855

NA pH <7, n (%)

1 (1.9%)

2 (1.7%)

.941

Verlegungsursachen, n (%)

Atmungsstörungen

27 (50.9%)

47 (40.5%)

.205

Hypoglykämie

5 (9.4%)

13 (11.2%)

.729

Infektionen

4 (7.5%)

18 (15.5%)

.153

Geburtsverletzungen

3 (5.7%)

1 (.9%)

.057

Ikterus

1 (1.9%)

2 (1.7%)

.941

Verdauungssystem/Ernährungsstörung

1 (1.9%)

7 (6%)

.239

Kardiovaskuläre Ursachen

0

3 (2.6%)

.237

Hypothermie

0

3 (2.6%)

.237

Anämie

0

1 (.9)

.498

Sonstige

12 (22.6%)

21 (18.1%)

.490

Tab. 2 Neonatale Morbidität für verlegte Neugeborene für BEL und SL.

Beckenendlage n =53

Schädellage n=116

p-value

Neonatale Morbidität, n (%)

Maske

25 (47.2%)

33 (28.4%)

.017

Sauerstoffgabe

25 (47.2%)

36 (31.0%)

.043

Intubation

0

1 (.9%)

.302

Volumensubstitution

15 (28.3%)

18 (15.5%)

.061

Pufferung

1 (1.9%)

1 (.9%)

.568

Reanimation

1 (1.9%)

3 (2.6%)

.781

Geburtsverletzungen

3 (5.7%)

1 (.9%)

.057

Beckenendlage n= 52

Schädellage n= 114

p-value

Verweildauer in Tagen, M ( SA )

6.13 (3.46)

6.52 (4.23)

.568

Zusammenfassung Die hier vorgelegte Studie zeigt eine vergleichbare Morbidität und Mortalität für vaginal entbundene Beckenendlagen zu Schädellagen. Diese Ergebnisse unterstützen den vaginalen Entbindungsmodus bei BEL. ([Tab. 3]).

Tab. 3 Neonatale Morbidität bei Verlegungsdiagnose „Atmungsstörungen“

Beckenendlage n= 27

Schädellage n= 47

p-value

Neonatale Morbidität, n (%)

Maske

17 (63%)

25 (53.2%)

.414

Sauerstoffgabe

17 (63%)

26 (55.3%)

.521

Intubation

0

1 (2.1%)

.412

Volumensubstitution

14 (51.9%)

15 (31.9%)

.091

Pufferung

1 (3.7%)

1 (2.1%)

.687

Reanimation

1 (3.7%)

2 (4.3%)

.908

Verweildauer in Tagen, M ( SA )

6.26 (4.266)

6.15 (5.217)

.926



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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