Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 746-747
DOI: 10.1055/s-0043-1768857
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
Freie Vorträge
Geburtshilfe

Effekte der Plazentation auf das lokale Immunsystem der Dezidua in der Frühschwangerschaft

Authors

  • A I Lackner

    1   Maternal-Fetal Immunology Group, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien/AKH Wien, Wien
    2   Hub for Innovation in Digital Health, Berlin Institute of Health, Berlin
  • V Oblin

    1   Maternal-Fetal Immunology Group, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien/AKH Wien, Wien
  • A L Höbler

    1   Maternal-Fetal Immunology Group, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien/AKH Wien, Wien
  • O Debnath

    2   Hub for Innovation in Digital Health, Berlin Institute of Health, Berlin
  • A Trinks

    3   Bioportal Single Cells, Berlin Institute of Health, Berlin
  • C Braeuning

    4   Department Genomics, Max Delbrück Center, Berlin
  • M Morkel

    3   Bioportal Single Cells, Berlin Institute of Health, Berlin
  • T Conrad

    4   Department Genomics, Max Delbrück Center, Berlin
  • N Ishaque

    2   Hub for Innovation in Digital Health, Berlin Institute of Health, Berlin
  • J Pollheimer

    1   Maternal-Fetal Immunology Group, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien/AKH Wien, Wien
 

Einleitung Im ersten Trimester der menschlichen Schwangerschaft treffen im Rahmen der Plazentation Zellen fetalen Ursprungs auf mütterliche Immunzellen. Spezialisierte Plazentazellen, genannt Trophoblasten, lösen sich von der Plazenta und invadieren die mütterliche Schleimhaut (Dezidua). Diese Zellen sind in Relation zum mütterlichen Immunsystem als semiallogen zu betrachten, da sie nur den halben Chromosomensatz mit der Mutter teilen. In bereits publizierten Studien unseres Labors konnte gezeigt werden, dass Trophoblasten über komplexe Mechanismen in der Lage sind, das Immunsystem lokal zu supprimieren, um so eine Immunreaktion zu vermeiden [1]. Um ein vollständigeres Bild der Effekte der Plazentation auf das lokale Immunsystem zu erhalten, haben wir folgende Studie durchgeführt.

Material und Methodik Eingeschlossen wurden 8 Patient*innen, an denen ein Schwangerschaftsabbruch zwischen 7+0 und 10+0 durchgeführt wurde. Alle inkludierten Patient*innen waren zwischen 20 und 30 Jahre alt, hatten einen BMI zwischen 19 und 23, waren frei von bekannten chronischen Erkrankungen und Dauermedikation. Nach dem Eingriff wurden die Gewebeproben gewaschen und anhand makroskopischer morphologischer Merkmale sortiert. Hierbei wurde zwischen Dezidua Basalis, der mütterlichen Schleimhaut, die von der Plazenta invadiert wurde, und der Dezidua Parietalis, bei der zum Zeitpunkt der Abnahme kein Kontakt mit plazentaren Zellen bestand, unterschieden. Die Proben wurden anhand unserer im Labor entwickelten Protokolle verarbeitet, Einzelzellen isoliert und in gefrorenem Zustand gelagert. Diese Zellisolate wurden nach Berlin versandt wo mittels Durchflusszytometrie seltene Populationen angereichert sowie tote Zellen verworfen wurden. Die verbleibenden Zellen wurden mit einem manuell ausgewählten TotalSeq-Antikörperpanel (Biolegend) kultiviert und anschließend single-cell RNA sequencing durchgeführt.

Ergebnisse Die klare Gewebstrennung von plazenta-invadiertem und nicht-invadiertem mütterlichen Gewebe erlaubt eine genaue Beschreibung der immunsuppressiven Effekte der Trophoblasten auf das Transkriptom und selektive Surfaceome der lokalen Immunzellpopulationen. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine Population an dendritischen Zellen ausschließlich in der Dezidua Parietalis zu finden ist. Dies lässt vermuten, dass dieser Zelltyp im Rahmen der Plazentation verschwindet. Weiterhin kann beobachtet werden, dass sich die gefundenen Makrophagen-Populationen entsprechend bisheriger Literatur klar unterscheiden.

Zusammenfassung In dieser Studie wurden das Transkriptom und ein selektiertes Surfaceome von Zellen der mütterlichen Uterusschleimhaut der Frühschwangerschaft untersucht. Hierbei wurden die Gewebestücke, die nicht in Kontakt mit der Plazenta getreten sind, von denen, die von plazentarer Invasion betroffen sind, unterschieden, um den Effekt der Invasion auf das lokale Immunsystem bestimmen zu können.

Fördermittel

Funding-Source: FWF, EASI-Genomics

Award-ID: P33485

Funding-Statement: laufendes FWF-Projekt von Jürgen Pollheimer sowie Sachmittelförderung durch die EASI-Genomics Plattform



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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