Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 747
DOI: 10.1055/s-0043-1768858
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
Freie Vorträge
Geburtshilfe

Schwangerschaftsverlauf bei Patientinnen mit systemischem Lupus erythematodes im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen aus dem österreichischen Geburtenregister

Authors

  • K Rosta

    1   Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität/AKH Wien, Wien
  • S Schindler

    1   Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität/AKH Wien, Wien
  • M Horvath

    1   Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität/AKH Wien, Wien
  • M Riedmann

    2   Geburtenregister Österreich, Innsbruck
  • H Leitner

    2   Geburtenregister Österreich, Innsbruck
  • F Heinzl

    1   Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität/AKH Wien, Wien
  • A Mazzucato-Puchner

    3   Universitätsklinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Rheumatologie, Medizinische Universität Wien, Wien
 

Einleitung Frauen mit systemischem Lupus erythematosus (SLE) haben im Vergleich zu gesunden Frauen weniger Kinder. Obwohl die Rate der Lebendgeburten bei diesen Patientinnen in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist, gelten Schwangerschaften aufgrund der Häufung von fetalen und mütterlichen Komplikationen immer noch als risikoreich.

Material und Methodik In dieser retrospektiven Datenanalyse wurde die Inzidenz von fetalen/neonatalen und mütterlichen Komplikationen aller Schwangerschaften bzw. Entbindungen von Frauen mit SLE an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Wien im Zeitraum vom 01.01.2004 bis 30.06.2020 im Vergleich zu einer Niedrigrisikokohorte aus dem Österreichischen Geburtenregister untersucht. Das 2004 ins Leben gerufene Österreichische Geburtenregister (https://www.iet.at/page.cfm?vpath=register/geburtenregister) ist ein bundesweites, prospektives Register, das sowohl mütterliche als auch fetale Daten über alle Lebend- und Totgeburten in österreichischen geburtshilflichen Abteilungen sammelt.

Für die aktuelle Studie wurden 98 Schwangerschaften mit SLE im Verhältnis 1:3 nach Alter, BMI und Geburtsjahr mit 294 Schwangerschaften aus dem österreichischen Geburtenregister abgeglichen. Kategorische Variablen werden als absolute (n) und relative Häufigkeiten (%) angegeben und wurden mit dem Pearson-Chi2-Test bzw. dem exakten Fisher-Test verglichen. Kontinuierliche Daten werden als Median (M) und Interquartilsbereich (IQR) angegeben und wurden mit dem Wilcoxon-Rangsummentest analysiert. Das Signifikanzniveau wurde auf < 0,05 festgelegt. Die statistische Analyse wurde in STATA durchgeführt (StataCorp. 2013. Stata Statistical Software: Release 13. College Station, TX: StataCorp LP).

Ergebnisse Wir haben insgesamt 392 Schwangerschaften ausgewertet. 98 schwangere Frauen litten an SLE und 294 Frauen hatten eine Schwangerschaft mit geringem Risiko. Die demografischen Merkmale der Mütter, wie BMI vor der Schwangerschaft und Alter bei der Geburt, unterschieden sich nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen. Das fetale Geburtsgewicht unterschied sich signifikant zwischen den Gruppen (2981,5gr 2370-3330gr vs 3380gr 3100-3710gr, p<0,01). Die Inzidenz kompositer mütterlicher Komplikationen (Präeklampsie, HELLP-Syndrom, schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes mellitus, mütterlicher Tod, thromboembolische Ereignisse) war in der SLE-Gruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe (27,45% vs. 4,76% SLE vs. K, p<0,01). Auch die Inzidenz von kompositen fetalen Komplikationen (Frühgeburt vor SSW 37, Totgeburten, IUFT, Geburtsgewicht unter 2500 g, IUGR neonatale Intensivstation Aufenthalt) war in der SLE-Gruppe höher als in der Kontrollgruppe. (52,04% vs. 20,07% SLE vs K, p<0,01). Die Inzidenz von Präeklampsie (p<0,001), Gestationsdiabetes mellitus (p<0,02), die Inzidenz von Sectionen (p<0,001) und postpartalen Infektionen (p<0,001) war in der SLE-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht. Frühgeburten vor SSW 37 (p<0,001), Geburtsgewichte unter 2500 g (p<0,001) und das Auftreten von IUGR (p<0,001) sowie die Transferierung auf der neonatalen Intensivstation (p<0,001) waren in der SLE-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht.

Zusammenfassung Die Verbesserungen bei den rheumatologischen Therapieoptionen ermöglichen es zwar mehr Frauen, eine Familienplanung zu verwirklichen, doch ist die Inzidenz von Schwangerschaftskomplikationen bei Frauen mit SLE im Vergleich zu risikoarmen Kontrollpersonen immer noch erhöht. Eine sorgfältige Planung und interdisziplinäre Betreuung sowie weitere Forschung sind erforderlich, um den Verlauf der Schwangerschaft in dieser Untergruppe von Frauen zu optimieren



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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