RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0043-1768870
Prognostische Bedeutung des pathologischen Resektionsabstands bei primären Plattenepithelkarzinomen der Vulva
Authors
Einleitung Ein tumorfreier Resektionsrand ist der Goldstandard in der operativen Behandlung des primären Vulvakarzinoms mit dem Ziel möglichst weitgehender funktioneller und anatomischer Erhaltung der Vulva vor dem Hintergrund onkologischer Sicherheit.
Das chirurgische Spektrum reicht von sehr einfachen Resektionen bis zu anspruchsvollen und komplexen Eingriffen mit operativer Rekonstruktion unter Verwendung von Lappenplastiken.
Um das Rezidivrisiko zu minimieren, muss eine ausreichende Resektion erfolgen. Der geforderte Mindestabstand wurde in der letzten Version der S2k Leitlinie Vulvakarzinom auf 3 mm reduziert im Vergleich zu 1 cm in der Vorgängerversion. Der optimale Abstand des tumorfreien Resektionsrandes ist weiterhin inkonsistent, wird kontrovers diskutiert [1] [2] [3] [4] [5] und ist erneut Thema des aktuellen Upgrades der Leitlinie zum Vulvakarzinom auf S3-Niveau.
Verschiedene Studien implizieren eine persistierende sexuelle Dysfunktion nach einer Operation an der Vulva mit einer möglichen Korrelation zwischen der Größe des exzidierten Vulvagebietes und der sexuellen Lebensqualität [6] [7] [8]. Des Weiteren sind auch Inkontinenzbeschwerden beschrieben, die v.a. bei radikalen Resektionen der Urethra (Resektionsabstand über 1,5 cm) evident werden [2].
Das Ziel dieser multizentrischen und retrospektiven Studie ist es, den Einfluss des Resektionsabstands auf das Überleben zu untersuchen und prognostische Faktoren für das Gesamtüberleben zu definieren.
Material und Methodik In dieser multizentrischen und retrospektiven Studie wurden Patientinnen eingeschlossen, die zwischen 2009 und 2021 aufgrund eines primären Plattenepithelkarzinoms der Vulva am Klinikum Ansbach und am Universitätsklinikum Erlangen operativ behandelt wurden.
Die Einschlusskriterien waren eine primär operative Therapie, R0-Resektion, Vorhandensein eines Pathologiebefundes mit Angabe des Resektionsabstands und ein vorliegendes Follow-Up.
Die Fälle wurden anschließend in Subgruppen mit Resektionsrändern von a) 1-3 mm, b) 3-8 mm und c) >8 mm unterteilt.
Die erhobenen Daten werden aktuell statistisch als retrospektive Analyse mit primären Endpunkt Gesamtüberleben in Bezug zum Resektionsabstand ausgewertet. Als sekundäre Outcomevariablen werden pN 0/1/2 und T-Stadium jeweils in Bezug zum Resektionsabstand untersucht, um weitere prognostische Faktoren zu identifizieren.
Die finalen Daten und Statistiken werden zum Kongress präsentiert.
Ergebnisse In die Studie konnten von 533 insgesamt 238 Patientinnen eingeschlossen warden ([Abb. 1]).


Im Erlanger Kollektiv waren 42% der Patientinnen in der Subgruppe A mit dem Resektionsabstand von 1-3mm, 43% der Patientinnen in der Subgruppe B mit dem Resektionsabstand von 3-8mm und 15% der Patientinnen in der Subgruppe C mit dem Resektionsabstand von über 8mm.
Im Ansbacher Kollektiv waren 16% der Patientinnen in der Subgruppe A mit dem Resektionsabstand von 1-3mm, 43% der Patientinnen in der Subgruppe B mit dem Resektionsabstand von 3-8mm und 41% der Patientinnen in der Subgruppe C mit dem Resektionsabstand von über 8mm ([Abb. 2]).


Zusammenfassung Die vorliegende Studie untersucht ein sehr großes und multizentrisches Kollektiv, wenn auch retrospektiv. Es zeigen sich klare Unterschiede in der operativen Herangehensweise zwischen den Zentren.
Wir erwarten, dass der Resektionsabstand eine unabhängige Variable ist und keinen
Einfluss auf das Gesamtüberleben hat, soweit die primäre Resektion als R0-Resektion erfolgte. Prognostisch relevanter scheint der Lymphknotenbefall zu sein.
Die finalen Daten und Statistiken werden zum Kongress präsentiert.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Iacoponi S, Zapardiel I, Diestro MD, Hernandez A, De Santiago J.. Prognostic factors associated with local recurrence in squamous cell carcinoma of the vulva. J Gynecol Oncol 2013; 24: 242-248
- 2 Reid GC, DeLancey JO, Hopkins MP. et al. Urinary incontinence following radical vulvectomy. Obstet Gynecol 1990; 75: 852-858
- 3 Groenen SM, Timmers PJ, Burger CW.. Recurrence rate in vulvar carcinoma in relation to pathological margin distance. Int J Gynecol Cancer 2010; 20: 869-873
- 4 Chan JK, Sugiyama V, Pham H. et al. Margin distance and other clinico-pathologic prognostic factors in vulvar carcinoma: a multivariate analysis. Gynecol Oncol 2007; 104: 636-641
- 5 Woelber L, Choschzick M, Eulenburg C. et al. Prognostic value of pathological resection margin distance in squamous cell cancer of the vulva. Ann Surg Oncol 2011; 18: 3811-3818
- 6 Forner DM, Dakhil R, Lampe B.. Quality of life and sexual function after surgery in early stage vulvar cancer. Eur J Surg Oncol 2015; 41: 40-45
- 7 Bakker RM, ter Kuile MM, Vermeer WM. et al. Sexual rehabilitation after pelvic radiotherapy and vaginal dilator use: consensus using the Delphi method. Int J Gynecol Cancer 2014; 24: 1499-1506
- 8 Forner DM, Dakhil R, Lampe B.. Can clitoris-conserving surgery for early vulvar cancer improve the outcome in terms of quality of life and sexual sensation. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2013; 171: 150-153