Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 754-755
DOI: 10.1055/s-0043-1768870
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
Freie Vorträge
Gynäkologische Onkologie

Prognostische Bedeutung des pathologischen Resektionsabstands bei primären Plattenepithelkarzinomen der Vulva

Authors

  • E Balog

    1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, ANregiomed gKU/AöR, Ansbach
  • R Berndt

    2   Pathologisches Institut Ansbach, Ansbach
  • A K Dietl

    3   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Comprehensive Cancer Center Erlangen –European Metropolitan Area of Nuremberg (CCC ER-EMN), Erlangen
  • C Geppert

    4   Pathologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Comprehensive Cancer Center Erlangen – European Metropolitan Area of Nuremberg (CCC ER-EMN), Erlangen
  • A Hartmann

    4   Pathologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Comprehensive Cancer Center Erlangen – European Metropolitan Area of Nuremberg (CCC ER-EMN), Erlangen
  • F A Stübs

    3   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Comprehensive Cancer Center Erlangen –European Metropolitan Area of Nuremberg (CCC ER-EMN), Erlangen
  • M W Beckmann

    3   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Comprehensive Cancer Center Erlangen –European Metropolitan Area of Nuremberg (CCC ER-EMN), Erlangen
  • M C Koch

    1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, ANregiomed gKU/AöR, Ansbach
 

Einleitung Ein tumorfreier Resektionsrand ist der Goldstandard in der operativen Behandlung des primären Vulvakarzinoms mit dem Ziel möglichst weitgehender funktioneller und anatomischer Erhaltung der Vulva vor dem Hintergrund onkologischer Sicherheit.

Das chirurgische Spektrum reicht von sehr einfachen Resektionen bis zu anspruchsvollen und komplexen Eingriffen mit operativer Rekonstruktion unter Verwendung von Lappenplastiken.

Um das Rezidivrisiko zu minimieren, muss eine ausreichende Resektion erfolgen. Der geforderte Mindestabstand wurde in der letzten Version der S2k Leitlinie Vulvakarzinom auf 3 mm reduziert im Vergleich zu 1 cm in der Vorgängerversion. Der optimale Abstand des tumorfreien Resektionsrandes ist weiterhin inkonsistent, wird kontrovers diskutiert [1] [2] [3] [4] [5] und ist erneut Thema des aktuellen Upgrades der Leitlinie zum Vulvakarzinom auf S3-Niveau.

Verschiedene Studien implizieren eine persistierende sexuelle Dysfunktion nach einer Operation an der Vulva mit einer möglichen Korrelation zwischen der Größe des exzidierten Vulvagebietes und der sexuellen Lebensqualität [6] [7] [8]. Des Weiteren sind auch Inkontinenzbeschwerden beschrieben, die v.a. bei radikalen Resektionen der Urethra (Resektionsabstand über 1,5 cm) evident werden [2].

Das Ziel dieser multizentrischen und retrospektiven Studie ist es, den Einfluss des Resektionsabstands auf das Überleben zu untersuchen und prognostische Faktoren für das Gesamtüberleben zu definieren.

Material und Methodik In dieser multizentrischen und retrospektiven Studie wurden Patientinnen eingeschlossen, die zwischen 2009 und 2021 aufgrund eines primären Plattenepithelkarzinoms der Vulva am Klinikum Ansbach und am Universitätsklinikum Erlangen operativ behandelt wurden.

Die Einschlusskriterien waren eine primär operative Therapie, R0-Resektion, Vorhandensein eines Pathologiebefundes mit Angabe des Resektionsabstands und ein vorliegendes Follow-Up.

Die Fälle wurden anschließend in Subgruppen mit Resektionsrändern von a) 1-3 mm, b) 3-8 mm und c) >8 mm unterteilt.

Die erhobenen Daten werden aktuell statistisch als retrospektive Analyse mit primären Endpunkt Gesamtüberleben in Bezug zum Resektionsabstand ausgewertet. Als sekundäre Outcomevariablen werden pN 0/1/2 und T-Stadium jeweils in Bezug zum Resektionsabstand untersucht, um weitere prognostische Faktoren zu identifizieren.

Die finalen Daten und Statistiken werden zum Kongress präsentiert.

Ergebnisse In die Studie konnten von 533 insgesamt 238 Patientinnen eingeschlossen warden ([Abb. 1]).

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Abb. 1  Definition des Patientinnenkollektivs. PLE-CA = Plattenepithelkarzinom; LNE = Lymphknotenexstirpation

Im Erlanger Kollektiv waren 42% der Patientinnen in der Subgruppe A mit dem Resektionsabstand von 1-3mm, 43% der Patientinnen in der Subgruppe B mit dem Resektionsabstand von 3-8mm und 15% der Patientinnen in der Subgruppe C mit dem Resektionsabstand von über 8mm.

Im Ansbacher Kollektiv waren 16% der Patientinnen in der Subgruppe A mit dem Resektionsabstand von 1-3mm, 43% der Patientinnen in der Subgruppe B mit dem Resektionsabstand von 3-8mm und 41% der Patientinnen in der Subgruppe C mit dem Resektionsabstand von über 8mm ([Abb. 2]).

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Abb. 2  Einteilung des Patienteninnenkollektivs nach dem Resektionsabstand. Subgruppe A: Resektionsabstand = 1-3mm, Subgruppe B: Resektionsabstand = 3-8mm, Subgruppe C: Resektionsabstand = >8mm

Zusammenfassung Die vorliegende Studie untersucht ein sehr großes und multizentrisches Kollektiv, wenn auch retrospektiv. Es zeigen sich klare Unterschiede in der operativen Herangehensweise zwischen den Zentren.

Wir erwarten, dass der Resektionsabstand eine unabhängige Variable ist und keinen

Einfluss auf das Gesamtüberleben hat, soweit die primäre Resektion als R0-Resektion erfolgte. Prognostisch relevanter scheint der Lymphknotenbefall zu sein.

Die finalen Daten und Statistiken werden zum Kongress präsentiert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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