Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): e26-e27
DOI: 10.1055/s-0043-1769854
ABSTRACTS | MGFG

Schwangerschaftserleben beeinflusst von Pränataler Diagnostik – eine Befragung nach 17 Jahren

H-M. Lange
1   Universitätsklinikum Jena
,
E. Schleußner
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin
› Institutsangaben
 

Hintergrund Pränatale Diagnostik ist seit Jahrzehnten ein integraler Bestandteil der Schwangerenvorsorge und hat die Wahrnehmung der Feten und das Erleben der Schwangerschaft wesentlich verändert. Seit Einführung des Ultraschallscreenings gibt es jedoch Kritik an dem Ansatz einer fetalen Überwachung und Medikalisierung des Schwangerschaftserlebens der Schwangeren. Jedoch sind systematische Langzeituntersuchungen dazu rar.

Das Ziel der Analyse war das Erleben der pränatalen Diagnostik und deren Auswirkungen auf die Beziehungen zum Ungeborenen bei Müttern von zwischenzeitlich erwachsenen Kindern zu evaluieren.

Methode Im Rahmen einer Seminarfacharbeit wurden in 2019 Mütter des Abiturjahrgangs 2020 der Landeschule Pforta unter Nutzung ihres Mutterpasses mittels eines selbsterstellten semistrukturierten Fragebogens mit 22 Fragen und der Möglichkeit von Freitext befragt. Von 67 versendeten Fragebögen wurden 31 ausgefüllt zurückgesandt (46,3%). Die deskriptive Auswertung erfolgte mit Excel.

Ergebnisse Das mittlere mütterliche Alter bei Befragung war 48 + 4,6 Jahre. 2/3 der Frauen wurden zu Ihrer 1. Schwangerschaft befragt. Sie erhielten im Mittel 4,5 + 1 US-Untersuchungen, wobei die Erstuntersuchung weit überwiegend vor der 10. SSW stattfand. Über 90% der Frauen empfanden die ärztliche Aufklärung vor der Untersuchung verständlich und nachvollziehbar und 84% die Atmosphäre und Kommunikation während der Untersuchung als angenehm. Über die Hälfte der Befragten erhofften sich den Ausschluss von Fehlbildungen und Krankheiten, nur 7% erwarten ausschließlich die Visualisierung Ihres Kindes. Die damit verbundenen Gefühle vor der Untersuchung wurden von einem Drittel der Mütter mit Angst erinnert, jedoch auch bei einem Viertel mit Freude. Nach der Untersuchung empfanden 21 von 31 Müttern Beruhigung und 17/31 Freude. Eine Intensivierung der Mutter-Kind-Beziehung wurde von 35% der Mütter angegeben, während 61% sich an keine Veränderung erinnerten. 87 % der befragten Mütter würden eine pränatale Diagnostik ihren Kindern weiterempfehlen.

Schlussfolgerung Diese stichprobenartige Erfassung des Langzeiterlebens von pränataler Diagnostik zeigt deutlich die große Akzeptanz und Zufriedenheit von werdenden Müttern mit Aufklärung, Atmosphäre und Form der Ultraschalldiagnostik in der Schwangerenvorsorge. Ängste konnten entkräftet und Beruhigung sowie Freude auf das Kind verstärkt werden, so dass die meisten befragten Mütter diese Untersuchungen auch nach 18 Jahren weiterempfehlen würden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Juni 2023

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