Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 135
DOI: 10.1055/s-0043-1771544
Abstracts
Vorträge

EXI(ea)T – Erste Belege für eine modifizierte Cue-Exposure-Behandlung bei Adoleszenten mit Binge Eating

H. Preuss-van Viersen
1   Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mainz
,
I. Kirschbaum-Lesch
2   LWL Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
J. Eskic
1   Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mainz
,
S. Lukes
1   Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mainz
,
J. Pydd
2   LWL Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
L. Derks
2   LWL Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
,
F. Hammerle
1   Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Mainz
,
T. Legenbauer
2   LWL Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Hamm
› Author Affiliations
 

Einleitung Essanfallsbezogene Störungen beginnen in der Adoleszenz, allerdings begeben sich nur wenige junge Betroffene in Behandlung. Eine frühzeitige Behandlung könnte eine Chronifizierung der Essstörung und die Entwicklung von Übergewicht vermeiden. Bisherige kognitiv-behaviorale Therapieansätze erzielen vergleichbare Abstinenzraten wie bei Erwachsenen, wobei die Hälfte der PatientInnen zu Behandlungsende noch Essanfälle oder weitere impulsive Essverhaltensmuster aufweist. Eine modifizierte nahrungsbezogene Cue-Exposure hat sich bei adulten Patientinnen sowie bei Adoleszenten mit Adipositas als effektiv erwiesen. Im Rahmen einer multizentrischen Pilotstudie soll daher die Feasability und Wirksamkeit von Cue-Exposure mit Fokus auf Erwartungsverletzung (CEEV) bei Adoleszenten mit essanfallsbezogenen Störungen untersucht werden.

MethodenN=76 junge Frauen im Alter von 13.00 bis 20.11 Jahren mit Bulimia nervosa, Binge-Eating-Störung und ihren atypischen Formen werden randomisiert der Experimentalintervention CEEV oder einer KVT-Standardintervention (Verhaltensanalyse) zugeteilt. Nach Erstgespräch und Prätestung erhalten die Patientinnen zwei 100-minütige Therapiesitzungen, gefolgt von einer Posttestung und einer 3-Monats-Katamnese. Als primärer Zielparameter wird Essen ohne Hunger (eating in the absence of hunger, EAH) über den Ad-libitum-Konsum von präferierten und standardisierten Binge-Nahrungsmitteln im Bogus Taste Test (BTT) erfasst.

Ergebnisse Vorläufige Analysen (n=20) der laufenden Studie zeigen, dass sich EAH hinsichtlich den exponierten Binge-Nahrungsmitteln, die Anzahl der Tagen mit objektiven Essanfällenund die generelle Essstörungspathologie bedeutsam verbessern. Es werden zudem Gruppenvergleiche und erste Ergebnisse zu den Mechanismen der Veränderung (Erwartungsverletzung, Reaktionsinhibition, Emotionsregulation) präsentiert.

Schlussfolgerung CEEV stellt eine vielversprechende Intervention für EAH und Essanfälle bei adoleszenten essanfallsbezogenen Störungen dar, die äquivalent zur KVT-Standardintervention angenommen wird. Die Veränderung reflektiver (wie Erwartungen, Emotionsregulation) als auch impulsiver Prozesse (wie nahrungsbezogene Reaktionsinhibition) könnten als Mechanismen zusammenwirken.



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Article published online:
06 September 2023

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