Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 139
DOI: 10.1055/s-0043-1771556
Abstracts
Vorträge

Welchen Einfluss haben mütterliche Essstörungen auf die fetale und post-partale Entwicklung des Kindes? Eine Längsschnittuntersuchung mittels fMEG

K. Giel
1   Universität Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen
4   Universität Tübingen, Kompetenzzentrum für Essstörungen (KOMET), Tübingen
,
J. Throm
1   Universität Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen
4   Universität Tübingen, Kompetenzzentrum für Essstörungen (KOMET), Tübingen
,
J. Moser
2   Universität Tübingen, fMEG Zentrum, Tübingen
,
H. Preißl
2   Universität Tübingen, fMEG Zentrum, Tübingen
,
N. Micali
3   Mental Health Services of the Capital Region of Denmark, Psychiatric Center Ballerup, Ballerup
,
A. Dörsam
1   Universität Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen
4   Universität Tübingen, Kompetenzzentrum für Essstörungen (KOMET), Tübingen
› Author Affiliations
 

Einleitung Bei werdenden Müttern mit früherer oder aktueller Essstörung wurde ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen und ungünstige Geburtsausgänge beobachtet. Eine pränatale Exposition gegenüber mütterlichen Essstörungen wirkt sich möglicherweise auch negativ auf die Entwicklung des fötalen Gehirns aus und kann die Entwicklung des Kindes beeinflussen. Bisher liegen kaum Daten aus biologischen Untersuchungsmethoden hinsichtlich möglicher zugrunde liegender Mechanismen vor.

Methoden Im Rahmen einer Pilotstudie wurde die Hirnaktivität von Feten (n=23) von Frauen mit und ohne Anorexia nervosa (AN) in der Vorgeschichte nach akustischer Stimulation mit Hilfe der fetalen Magnetoenzephalographie (fMEG) untersucht. Zwischen der 27. und 37. Schwangerschaftswoche wurden den Feten über einen Zeitraum von 10 Minuten zwei unterschiedliche Töne abwechselnd präsentiert und die Latenzen der hervorgerufenen fetalen Hirnreaktionen erfasst. Die Essstörungsdiagnose bei n=12 Frauen wurde mithilfe des strukturierten klinischen Experteninterviews „Eating Disorder Examination“ (EDE) gestellt. Das Ausmaß an Essstörungssymptomen in der Gesamtgruppe wurde mit dem Selbstauskunftfragebogen Eating-Disorder-Examination-Questionnaire (EDEQ) erfasst.

Ergebnisse In dieser kleinen Pilotstichprobe ergaben sich eine Gruppenunterschiede in der fetalen Hirnantwort. Die Latenzen der fetalen Gehirnreaktion nach akustischer Stimulation korrelierten jedoch signifikant positiv mit der im EDEQ erfassten Schwere der Essstörungssymptomatik. Der EDEQ Score erklärte 34% der Varianz der fetalen Hirnantwortlatenz in der AN Gruppe.

Schlussfolgerung Essstörungspathologie war stark mit der fetalen Hirnantwortlatenz assoziiert mit längeren Latenzen bei Feten von Frauen mit AN in der Vorgeschichte. Unsere Pilotdaten weisen möglicherweise auf eine verzögerte Gehirnreifung bei den betroffenen Kindern hin, es bedarf aber einer Überprüfung in einer größeren Stichprobe sowie von follow-up Erhebungen zu späteren Outcomes bei den Kindern.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

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