Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 146-147
DOI: 10.1055/s-0043-1771582
Abstracts
Vorträge

Multivariate Trajektorien von Ess- und Gewichtsstörungssymptomen bei 10–17 jähigen Kindern und Jugendlichen

A. Hilbert
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie/Forschungsbereich Verhaltensmedizin, Leipzig
,
T. Poulain
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendliche/Zentrum für Pädiatrische Forschung, Leipzig
3   Universität Leipzig, LIFE Leipzig Forschungszentrum für Zivilisationskrankheiten, Leipzig
,
A. Hiemisch
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendliche/Zentrum für Pädiatrische Forschung, Leipzig
3   Universität Leipzig, LIFE Leipzig Forschungszentrum für Zivilisationskrankheiten, Leipzig
,
W. Kiess
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendliche/Zentrum für Pädiatrische Forschung, Leipzig
3   Universität Leipzig, LIFE Leipzig Forschungszentrum für Zivilisationskrankheiten, Leipzig
› Author Affiliations
 

Einleitung Essstörungen entwickeln sich im Laufe der Adoleszenz, aber es ist nach wie vor unklar, mit welchen Verläufen sie sich über verschiedene Kernmerkmale hinweg manifestieren.

Methoden In der prospektiven LIFE Child-Studie wurden bevölkerungsbasiert N=1045 Kinder und Jugendliche im Alter von 10-17 Jahren (48.3% weiblich, Alter 11.8±1.4 Jahre) rekrutiert. Multivariate Verläufe von Essanfällen, gezügeltem Essverhalten, kompensatorischem Verhalten, erhoben mit dem Eating Disorder Examination-Questionnaire für Kinder, und dem auf objektiver Messung beruhenden Body Mass Index-Standard Deviation Score wurden mit Group-based multi-trajectory modeling analysiert.

Ergebnisse Fünf Verlaufsmuster wurden in der Gesamtstichprobe (und für Mädchen und Jungen getrennt) identifiziert: Stabile Muster von sporadischen Essstörungssymptomen bei Untergewicht (I, 13.1%) und Normalgewicht (III, 36.1%), eine leicht zunehmende restriktive und kompensatorische Symptomatik bei Gewichtszunahme (IV, 24.5%) sowie ein progredienter Verlauf von häufigen Essanfällen und ausgeprägter Restriktion bei häufigem, fluktuierendem Kompensationsverhalten und Gewichtszunahme (II, 14.4%) und ein Verlauf leicht abnehmender wiederkehrender Essanfälle und Kompensationsverhalten bei zunehmender Restriktion und Übergewicht (V, 11.9%). Die letzten beiden Trajektorien wiesen sowohl zur Baseline als auch zum letzten Assessment die höchsten Ausprägungen der Essstörungs- bzw. allgemeinen Psychopathologie auf, die in der Adoleszenz klinische (II) bzw. subklinische Signifikanz (V) anzeigten. Letzteres war auch für das durch Gewichtszunahme und Restriktion gekennzeichnete Verlaufsmuster gegeben (IV).

Schlussfolgerung Die Ergebnisse legen unterscheidbare Verlaufsmuster bulimischer (II) und Binge-Eating-Symptomatiken (V) sowie der Übergewichtsentwicklung (IV) hin, für deren frühzeitige Identifikation nicht nur Baseline-, sondern auch Verlaufswerte Berücksichtigung finden sollten.



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Article published online:
06 September 2023

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