Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 154
DOI: 10.1055/s-0043-1771605
Abstracts
Vorträge

Eine Längsschnittuntersuchung zur Veränderung von essstörungsspezifischen und unspezifischen Gewohnheiten während der Gewichtsrehabilitation bei Anorexia Nervosa

M. Seidel
1   Technische Universität Dresden, Psychosoziale Medizin und Entwicklungsnerowissenschaften, Dresden
,
M.-L. Wronski
1   Technische Universität Dresden, Psychosoziale Medizin und Entwicklungsnerowissenschaften, Dresden
,
F. Bernardoni
1   Technische Universität Dresden, Psychosoziale Medizin und Entwicklungsnerowissenschaften, Dresden
,
J. A. King
1   Technische Universität Dresden, Psychosoziale Medizin und Entwicklungsnerowissenschaften, Dresden
,
S. Ehrlich
1   Technische Universität Dresden, Psychosoziale Medizin und Entwicklungsnerowissenschaften, Dresden
› Author Affiliations
 

Einleitung Anorexia nervosa (AN) ist unter anderem durch starre Verhaltensmuster und Routinen gekennzeichnet, insbesondere in Bezug auf die Nahrungsaufnahme. Aber auch essstörungsunspezifische Gewohnheiten scheinen im akuten Krankheitszustand erhöht aufzutreten. Es wird angenommen, dass Gewohnheiten auch zur Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen. Es ist daher umso wichtiger, die Rolle von störungsspezifischen und unspezifischen Gewohnheiten während der Therapie und der Gewichtszunahme zu verstehen.

Methoden In dieser Längsschnittstudie untersuchten wir die Häufigkeiten von essstörungsspezifischen (Essen) und essstörungsunspezifischen (Hygiene) Gewohnheiten bei 44 Patienten mit AN, die sich in stationärer Behandlung befanden. Über einen Zeitraum von 7 Tagen wurde das Auftreten von Gewohnheiten mit Hilfe von „Ecological momentary assessment“ erfasst. Alle Patienten hatten zwei Erhebungszeiträume: einmal zu Beginn, und einmal kurz vor Ende der Behandlung. Zusätzlich wurde eine Kontrollgruppe (N=44) zu Vergleichszwecken einbezogen.

Ergebnisse Unter Anwendung hierarchischer linearer Modelle zeigten unsere Analysen eine signifikante Abnahme der Gewohnheiten beider Kategorien in der Verlaufsuntersuchung. Im Vergleich zur Kontrollgruppe fiel auf, dass sich zum Ende der Behandlung die Häufigkeit der Gewohnheiten beider Kategorien in der AN-Gruppe nicht mehr von Gesunden unterschied. Darüber hinaus zeigte sich ein Trend dass das Ausmaß der Reduktion von Gewohnheiten die Gewichtszunahme vorhersagen kann.

Schlussfolgerung Dieses Ergebnis könnte darauf hindeuten, dass eine gezielte Beeinflussung gewohnheitsmäßiger Verhaltensweisen für die Wiederherstellung des Gewichts von Bedeutung sein könnte und unterstreicht damit den potenziellen Wert therapeutischer Interventionen, die auf auf diese Verhaltensweisen abzielen. Unsere Studie ergänzt die vorhandene Literatur, indem sie Längsschnittdaten liefert, die die Hypothese zur Rolle von Gewohnheiten in AN weiter untermauern.



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Article published online:
06 September 2023

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