Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 156
DOI: 10.1055/s-0043-1771611
Abstracts
Vorträge

Entwicklung eines Online-Screeningtools für essgestörtes Verhalten bei Männern*(*Studie unterstützt durch die DGESS)

L. Eschrich
1   Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizin Campus OWL, Ruhr-Universität Bochum, Lübbecke
,
G. Halbeisen
1   Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizin Campus OWL, Ruhr-Universität Bochum, Lübbecke
,
N. Timmesfeld
2   Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum
,
S. Steins-Löber
3   Otto-Friedrich Universität Bamberg, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Bamberg
,
G. Paslakis
1   Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizin Campus OWL, Ruhr-Universität Bochum, Lübbecke
› Author Affiliations
 

Einleitung Essstörungen werden in der breiten Öffentlichkeit als Mädchen- und Frauenkrankheiten wahrgenommen. Diese allgemeine Wahrnehmung prägt auch das Selbstverständnis betroffener Männer nachhaltig und stellt ein Hindernis für die Offenlegung ihrer Symptome und die Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten dar. Trotz aktualisierter Diagnosekriterien und wachsender Berücksichtigung von Männern in der Essstörungsforschung stehen ÄrztInnen weiter vor der Herausforderung, Anzeichen von Essstörungen bei Männern zu erkennen. Ziel der hier vorgestellten Studie ist die Entwicklung eines Screening-Fragebogens für essgestörtes Verhalten bei Männern.

Methoden An dieser noch laufenden online Fragebogenuntersuchung nahmen bislang N=130 Männer (1 divers, M=34.03 Jahre, Spanne: 18 bis 68) mit und ohne Essstörung zu einem Messzeitpunkt teil und bearbeiteten existierende Fragebögen zur Erfassung von Essstörungsrisiko (EAT-8), Essstörungssymptomen (EDE-Q, EDY-Q), Muskeldysmorphie (MDDI), Orthorexie (DOS), Körperunzufriedenheit (VBSM) und zur Eigenwahrnehmung von Essstörungen und störungsspezifischen Behandlungen.

Ergebnisse Männer ohne Essstörung mit erhöhtem Risiko (laut EAT-8) unterschieden sich von Männern ohne Essstörung mit geringem Risiko (kontrolliert für den BMI) durch höhere Werte im MDDI, DOS, EDE-Q und Körperfett-bezogener Körperunzufriedenheit. Keine Unterschiede zeigten sich im EDY-Q (ARFID-Symptomatik) und für Muskelbezogene Körperunzufriedenheit. Männer mit Essstörung unterschieden sich von Männern ohne Essstörung durch höhere Werte im MDDI, DOS und EDE-Q sowie auch im EDY-Q und tendenziell in Muskelbezogener Körperunzufriedenheit. Keine Unterschiede zeigten sich für die Körperfett-bezogene Körperunzufriedenheit.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse deuten auf die Notwendigkeit der Erweiterung von Essstörungsdiagnostik bei Männern hin. Ein optimiertes Screeningverfahren auf der Grundlage datengestützter Itemselektion wird auf Basis dieser Ergebnisse vorgeschlagen.



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Article published online:
06 September 2023

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