Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 157-158
DOI: 10.1055/s-0043-1771616
Abstracts
Vorträge

Langzeitverlauf von Anorexia Nervosa bei Jugendlichen

N. Quadflieg
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München
,
S. Naab
2   Schön Klinik Roseneck, Prien
,
M. Fichter
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München
2   Schön Klinik Roseneck, Prien
,
U. Voderholzer
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München
2   Schön Klinik Roseneck, Prien
› Author Affiliations
 

Einleitung Wir berichten Ergebnisse einer Langzeitkatamnese bei wegen einer Anorexia nervosa (AN) mit multimodaler kognitiver Verhaltenstherapie stationär behandelten Mädchen.

Methoden Es lagen 116 Langzeitkatamnesen (M=7.59 [4.30] Jahre) nach stationärer multimodaler Verhaltenstherapie vor. Weitere sieben Patientinnen waren verstorben. Das Alter bei Behandlung betrug M=17.15 (0.73; Range 14.65–17.99) Jahre. Essstörungs- und allgemeinen Psychopathologiesymptome (Eating Disorder Inventory [EDI], Brief Symptom Inventory [BSI]) bei Aufnahme und Katamnese wurden verglichen. Mit dem Strukturierten Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen – Selbsteinschätzung (SIAB-S) wurden Daten zur Definition von Essstörungsdiagnosen bei Katamnese gewonnen.

Ergebnisse Der Body Mass Index stieg von 14.25 (1.68) bei Aufnahme auf 18.84 (2.99) bei Katamnese (t=15.79; p<.001). Ebenso stiegen die Gewichtsperzentile von 0.46 (1.11) auf 23.60 (26.62; t=8.91; p<.001). Das Schlankheitsstreben („drive for thinness“) verbesserte sich von 10.47 (5.35) auf 4.69 (5.59; t=8.40; p<.001) bei Katamnese. Die depressive Symptomatik sank von 1.74 (0.96) bei Aufnahme auf 0.87 (0.87) bei Katamnese (t=8.416; p<.001). Mit Ausnahme von Perfektionismus zeigten alle EDI- und BSI-Skalen signifikante Verbesserungen (p<.001) bei Katamnese. Die Remissionsraten (keine Essstörung bei Katamnese) lagen bei 30.3%, bei Patientinnen mit einer Katamnese über mindestens 10 Jahren bei 44.4%. Bei Katamnese hatten 16.5% der Patientinnen noch eine AN.

Schlussfolgerung Langfristig zeigt sich bei wegen AN behandelten Patientinnen poststationär eine Verbesserung sowohl der essstörungsspezifischen Symptomatik als auch der allgemeinen Psychopathologie. Allerdings bleiben die Remissionsraten – auch nach mehr als zehn Jahren poststationär – begrenzt. Weitere Langzeit-Katamnese-Studien sollten klären, ob die verbesserten Therapiemaßnahmen der letzten Jahre höhere Langzeit-Remissionsraten zeigen.



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Article published online:
06 September 2023

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