Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 164
DOI: 10.1055/s-0043-1771637
Abstracts
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Anzahl an kompensatorischen Verhaltensweisen als Indikator für den Schweregrad bei Bulimia nervosa

A. L. Dieffenbacher
1   LMU Klinikum, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München
,
A. Meule
1   LMU Klinikum, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München
,
M. Greetfeld
2   Schön Klinik, Roseneck, Prien am Chiemsee
,
U. Voderholzer
2   Schön Klinik, Roseneck, Prien am Chiemsee
› Author Affiliations
 

Einleitung Im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM–5) definiert sich der Schweregrad der Bulimia nervosa (BN) anhand der Häufigkeit von gegenregulatorischen Maßnahmen. Als alternatives Maß für die Einschätzung des Schweregrades wurde von einigen AutorInnen die Anzahl an eingesetzten kompensatorischen Verhaltensweisen vorgeschlagen. Daher untersuchte die vorliegende Analyse Charakteristika von PatientInnen mit BN, die nur eine vs. mehrere Gegenmaßnahmen berichteten.

Methoden Es wurden Routinediagnostikdaten bei Aufnahme von 261 (teil-)stationär behandelten Jugendlichen (n=56) und Erwachsenen (n=205) mit BN ausgewertet. Anzahl der Essanfälle und kompensatorische Gegenmaßnahmen (selbstinduziertes Erbrechen, Einnahme von Abführmitteln, zwanghaftes Bewegungsverhalten) in den letzten 28 Tagen wurden anhand des Eating Disorder Examination–Questionnaire erfasst.

Ergebnisse PatientInnen, die 2–3 kompensatorische Verhaltensweisen berichteten (n=137) waren jünger, hatten ein niedrigeres Körpergewicht, berichteten eine höher ausgeprägte generalisierte Angststörungsymptomatik, allgemeine Essstörungspsychopathologie sowie ein stärker ausgeprägtes zwanghaftes Bewegungsverhalten als PatientInnen, die nur eine kompensatorische Verhaltensweise berichteten (n=124). Hinsichtlich selbstberichteter Lebenszufriedenheit und Depressivität unterschieden sich die Gruppen nicht, allerdings gingen—ausschließlich bei PatientInnen mit nur einer kompensatorischen Verhaltensweise—häufigere Essanfälle mit einer niedrigeren Lebenszufriedenheit und höherer Depressivität einher.

Schlussfolgerung Dass die Anzahl an eingesetzten kompensatorischen Verhaltensweisen als Indikator für den Schweregrad der BN herangezogen kann, konnte mit den vorliegenden Analysen nur teilweise bestätigt werden, da bei der Betrachtung nicht-essstörungsspezifischer Aspekte wie Lebenszufriedenheit und Depressivität dem Zusammenspiel der Häufigkeit der Essanfälle mit der Anzahl der kompensatorischen Verhaltensweisen eine bedeutendere Rolle zuzukommen scheint.



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Article published online:
06 September 2023

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