Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 167
DOI: 10.1055/s-0043-1771645
Abstracts
Poster

Häufigkeit von selbstverletzendem Verhalten vor und 6 Monate nach Adipositaschirurgie

K. M. Tilk
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
T. Hüttl
2   Chirurgische Klinik München-Bogenhausen, München
5   DRK-Krankenhaus Clementinenhaus, Hannover
,
J. Mall
3   KRH-Klinikum Nordstadt, Hannover
,
G. Meyer
4   AMC-WolfartKlinik, Allgemein-, Visceral- und Adipositaschirurgie, Gräfeling
,
R. Wunder
5   DRK-Krankenhaus Clementinenhaus, Hannover
,
H. Köhler
6   Herzogin Elisabeth Hospital, Braunschweig
,
M. Pommnitz
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
T. A. Thomas
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
M. de Zwaan
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
,
A. Müller
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover
› Author Affiliations
 

Einleitung Erste Forschung deutet darauf hin, dass es zu einer Zunahme selbstverletzenden Verhaltens nach Adipositaschirurgie kommen kann, wobei sich die meisten Untersuchungen auf Registerdaten und nicht auf die direkten Messungen von Selbstverletzungen beziehen. Ziel der Studie war es, eine umfassende Erfassung selbstverletzender Verhaltensweisen vor und nach Adipositaschirurgie vorzunehmen

Methoden In der Longitudinalstudie wurden 220 Patient:innen (75,9% weiblich; Alter M=40,99, SD=11,07 Jahre) mit dem Self-Harm-Inventory (SHI) vor (t0) und 6 Monate nach Adipositaschirurgie (t1) befragt. Das SHI erfasst 22 selbstverletzende Verhaltensweisen mit Ja/Nein Antworten. Der SHI-Summenwert kann entsprechend von 0 bis 22 reichen.

Ergebnisse Sechs Monate nach Operation war der BMI deutlich gesunken und es kam erwartungsgemäß zu einer postoperativen Gewichtsreduktion (Mt0=49.48, SD=6.32 kg/m2 vs. Mt1=36.52, SD=5.56 kg/m2; t=53,48; p<0,001). Hingegen zeigte sich keine signifikante Veränderung im SHI-Summenwert (Mt0=0,45, SD=1,1 vs. Mt1=0,46, SD=1,24; z=-0,448; p=0,654). 61,8% der Patient:innen zeigten weder vor noch nach der Operation selbstverletzendes Verhalten, während 11,4% sowohl vor als auch nach der Operation mindestens eine selbstverletzende Verhaltensweise berichteten. 13,2% der Patient:innen beschrieben vor der Operation mindestens eine selbstverletzende Verhaltensweise, nach der Operation hingegen keine. 13,4% der Patient:innen gaben erst nach der Operation selbstverletzendes Verhalten an.

Schlussfolgerung Die Häufigkeit von Selbstverletzungen war in dieser Stichprobe gering und es ergaben sich in der Zusammenschau keine kurzfristigen Änderungen in der Häufigkeit vor und nach Adipositaschirurgie. Gleichwohl ist bei 25% der Befragten selbstverletzendes Verhalten ein Thema. Zukünftige Untersuchungen sollten ein längeres Follow-up beinhalten, um mögliche längerfristige Veränderungen zu erfassen und um passende psychosoziale Interventionen zu entwickeln und anzubieten.



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Article published online:
06 September 2023

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