Z Gastroenterol 2023; 61(08): e454-e455
DOI: 10.1055/s-0043-1771819
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Virushepatitis
Freitag, 15. September 2023, 16:25–17:53, Saal C2.1

Deutlicher Anstieg neu diagnostizierter Hepatitis B und C Fälle nach Einführung des Screenings in die allgemeine Gesundheitsuntersuchung ("Check-up 35") in Deutschland

Autoren

  • D. Hüppe

    1   Deutsche Leberstiftung, Hannover, Deutschland
    2   Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne, Herne, Deutschland
  • M. Cornberg

    1   Deutsche Leberstiftung, Hannover, Deutschland
    3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
    4   CiiM – Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin, Hannover, Deutschland
    5   Exzellenzcluster RESIST, Hannover, Deutschland
  • H. Wedemeyer

    3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
    1   Deutsche Leberstiftung, Hannover, Deutschland
    5   Exzellenzcluster RESIST, Hannover, Deutschland
 

Einleitung Die WHO hat 2016 eine Initiative beschlossen, bis 2030 90% der weltweiten vorhandenen Hepatitis B und C Infektionen zu identifizieren, 80% der Patienten zu behandeln und die Mortalität der Betroffenen um 65% zu senken. Die Bundesregierung hat sich 2016 den Zielen der WHO angeschlossen. Ab dem 1.Oktober 2021 wurde ein einmaliges Screening auf Hepatitis B (HBsAg) und C (anti-HCV) in die Gesundheitsuntersuchung (GU) ab 35 Jahren für GKV-Versicherte durch den G-BA aufgenommen. Bei positiven Befunden werden automatisch die entsprechenden Nukleinsäuren HBV-DNA bzw. HCV-RNA bestimmt.

Ziele Die Effektivität des neu eingeführten Screenings sollte anhand der Meldedaten des RKIs (Hepatitis B und C) untersucht werden.

Methode Mitteilungen des ZIs und des WIdOs werden bzgl. der Teilnahme an der GU zusammengestellt. Die Meldedaten des RKIs wurden unter Verwendung von SURVSTAT@RKI 2.0 analysiert.

Ergebnisse Jährlich nehmen vor der Corona-Pandemie bis zu 10 Mil. GKV-Versicherte an einer GU teil. 2021 wurde das Vor-Corona-Niveau fast wieder erreicht. Insgesamt nahmen ca. 83% aller Versicherten zwischen 2009 und 2018 mindestens 1x an einer solchen Untersuchung teil. Die Meldezahlen neuer Hepatitis B und C Infektionen waren in den letzten 10 Jahren konstant (Hepatitis B) bzw. rückläufig (Hepatitis C). Ein Anstieg der Meldezahlen im Zeitraum 2016-2019 war einer Umstellung des Meldewesens und der Falldefinition geschuldet. Ein Hepatitis Screening wurde in 18% (Q4 2021) bis 40% (Q2022) im Rahmen der GU durchgeführt. Ab dem 4. Quartal 2021 stiegen die an das RKI gemeldeten neu identifizierten Hepatitis B und C Fälle an. Im Jahre 2022 betrug die Zunahme für Hepatitis B 87% gegenüber 2021 (15986 vs. 8545) und für Hepatitis C 66% (7916 vs. 4761). Der Anstieg ist ausschließlich auf vermehrte Meldungen bei Personen älter als 35 Jahre zurückzuführen (Ratio 2022 vs. Durchschnitt 2017-2019 für 0,73 Personen jünger als 35 Jahre vs. 1,64 für Personen älter als 35 Jahre). Aufgrund weiter steigender Meldungen im 1. Quartal 2023 ist mit einer Neudiagnose bei Hepatitis B von 24.000 und Hepatitis C von 12.000 Patienten zu rechnen.

Schlussfolgerung Die Entscheidung des G-BA, das Hepatitis B und C Screening in die GU aufzunehmen, scheint ein großer Erfolg zu werden, um die bisher unentdeckten Fälle der Erkrankungen zu erkennen. Das WHO-Ziel kann möglicherweise erreicht werden. Ob sich das Screening auch in entsprechende Behandlungszahlen umsetzt, bleibt abzuwarten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. August 2023

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