Z Gastroenterol 2023; 61(08): e457
DOI: 10.1055/s-0043-1771824
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Virushepatitis
Freitag, 15. September 2023, 16:25–17:53, Saal C2.1

Assoziation von genetischen Varianten des Toll-like-Rezeptors 7 mit den Krankheitsstadien der HBV-Infektion und dem HBsAg-Verlust in kaukasischen Patienten

Autoren

  • J. Fischer

    1   Universitätsklinikum Leipzig, Medizinische Klinik II, Bereich Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • K.-U. Kraps

    1   Universitätsklinikum Leipzig, Medizinische Klinik II, Bereich Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • T. Müller

    2   Klinik für Gastroenterologie, Hämatologie, Onkologie und Abhängigkeitserkrankungen der DRK Kliniken Berlin Mitte, Berlin, Deutschland
  • R. Heyne

    3   Leberzentrum Checkpoint, Berlin, Deutschland
  • T. Berg

    1   Universitätsklinikum Leipzig, Medizinische Klinik II, Bereich Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • F. van Bömmel

    1   Universitätsklinikum Leipzig, Medizinische Klinik II, Bereich Hepatologie, Leipzig, Deutschland
 

Einleitung Der Toll-like-Rezeptor 7 (TLR7) spielt eine wesentliche Rolle bei der angeborenen Immunantwort gegen Infektionen mit dem Hepatitis B Virus (HBV). TLR7 erkennt Einzelstrang-RNA und aktiviert über eine nachfolgende Signalkaskade sowohl Typ-1-Interferone als auch inflammatorische Zytokine. Neue Strategien zur Behandlung der chronischen Hepatitis B (CHB) basieren auf TLR7-Agonisten. Polymorphismen (SNPs) im TLR7-Gen können jedoch die Immunantwort und die Therapieeffizienz beeinflussen.

Ziele Ziel dieser Studie war es den Einfluss von TLR7 SNPs auf den Verlauf der HBV-Infektion und die Progression der Lebererkrankung in kaukasischen Patienten zu erfassen.

Methodik Die Studienkohorte umfasste 519 Patienten mit CHB (60% Männer, mittleres Alter 58±15 Jahre) und 193 mit spontaner HBs-Antigen(Ag)-Serokonversion (SC). In der CHB-Gruppe waren 206 Patienten mit HBeAg-negativer HBV-Infektion, 90 mit HBeAg-positiver und 223 mit HBeAg-negativer CHB. Die TLR7 SNPs rs179008, rs864058 und rs2302267 wurden bestimmt. Die Serumkonzentrationen von verschiedenen pro- und antiinflammatorischen Zytokinen wurden in 193 korrespondierenden Serumproben gemessen.

Ergebnisse Die Genotypenverteilung von TLR7 rs179008 war signifikant verschieden zwischen Patientinnen mit CHB und spontaner HBsAg-SC (p=0.007). Die AT/TT-Genotypen waren in der multivariaten Analyse mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der spontanen HBsAg-SC assoziiert (OR=1.78 [95% CI: 1.02-3.10], p=0.041). In der HBsAg-SC-Gruppe zeigten Trägerinnen der rs179008 AT/TT-Genotypen geringere Serumkonzentrationen von Interferon (IFN) alpha (p=0.028), IFN beta (p=0.016), IFN gamma (p=0.032) und Interleukin (IL)-10 (p=0.017) als Trägerinnen des Genotyps AA. Des Weiteren wurden eine signifikante Assoziation der TLR7 rs2302267 TG/GG-Genotypen mit der HBeAg-negativen Infektion (OR=1.51, p=0.039) und eine Assoziation des TLR7 rs864058 GG-Genotyps mit dem Vorkommen einer Leberzirrhose (OR=3.48, p=0.019) erfasst.

Schlussfolgerung In dieser retrospektiven Analyse konnte die Assoziation des TLR7 SNPs rs178009 mit den Krankheitsstadien und der funktionellen Ausheilung der HBV-Infektion bestätigt werden. Zusätzlich wurden neue Einflüsse von weiteren TLR7 SNPs auf die Progression der Lebererkrankung identifiziert. Die Ergebnisse bekräftigen die Relevanz der genetischen Prädisposition und des Geschlechts im personalisierten Patientenmanagement und bei der Entwicklung neuer TLR7-basierter Behandlungsansätze.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. August 2023

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