Z Gastroenterol 2023; 61(08): e457-e458
DOI: 10.1055/s-0043-1771825
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Virushepatitis
Freitag, 15. September 2023, 16:25–17:53, Saal C2.1

Ungewöhnliche HCV-Genotypen und Re-Therapie in einer Kohorte europäischer Patienten mit einem DAA-Versagen

Authors

  • J. Dietz

    1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • T. Berg

    2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie und Pneumologie, Leipzig, Deutschland
  • K. Deterding

    3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • K. Port

    3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • C. Graf

    1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • P. Buggisch

    4   IFI-Institut für interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Deutschland
  • J. Vermehren

    1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • K.-H. Peiffer

    1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • A. Geier

    5   Universitätsklinikum Würzburg, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Würzburg, Deutschland
  • F. Reiter

    5   Universitätsklinikum Würzburg, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Würzburg, Deutschland
  • T. Discher

    6   Justus Liebig Universität Gießen, Medizinische Klinik II, Gießen, Deutschland
  • J. Trauth

    6   Justus Liebig Universität Gießen, Medizinische Klinik II, Gießen, Deutschland
  • T. Bruns

    7   Uniklinik RWTH Aachen, Medizinische Klinik III, Aachen, Deutschland
  • C. Berg

    8   Universitätsklinikum Tübingen, Innere Medizin I, Tübingen, Deutschland
  • C. Moreno

    9   Université Libre de Bruxelles, Department of Gastroenterology, Hepatopancreatology and Digestive Oncology, Brüssel, Belgien
  • B. Müllhaupt

    10   UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Zürich, Schweiz
  • A. E. Kremer

    10   UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Zürich, Schweiz
  • S. Zeuzem

    1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • C. Sarrazin

    1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
    11   St. Josefs-Hospital, Wiesbaden, Deutschland
 

Einleitung Die globalen HCV-Eliminationsziele können mit hochwirksamen direkt antiviralen Medikamenten (DAAs) zur Behandlung der Hepatitis-C-Virusinfektion (HCV) erreicht werden. Studien zeigten jedoch, dass ungewöhnliche HCV-Genotypen (GT), die in Industrieländern selten sind, mit niedrigeren SVR-Raten (sustained virologic response) assoziiert sind und DAAs der zweiten Generation sind nicht in allen Ländern verfügbar. Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von ungewöhnlichen GT und Resistenz-assoziierten Substitutionen (RAS) bei Patienten mit einem DAA-Versagen und den Erfolg der Re-Therapie zu untersuchen.

Methodik In der europäischen Resistenzdatenbank wurden 1314 Patienten identifiziert, die auf eine DAA-Behandlung zwischen 2014 und 2022 versagt hatten. NS3, NS5A und NS5B wurden PCR-amplifiziert und sequenziert, und RAS mit einer>2-fach erhöhten EC50 gegenüber DAAs wurden analysiert. Alle HCV-Geno- und Subtypen wurden sequenzbasiert ausgewertet.

Ergebnisse Insgesamt waren 4% (58/1314) der Patienten mit einem DAA-Versagen mit einem ungewöhnlichen HCV GT infiziert. Dabei waren ungewöhnliche GT unterschiedlich häufig: 46% (27/58) GT4 (4b, 4c 4f, 4n, 4o, 4r, 4v), 24% (14/58) GT3 (3b, 3g, 3h, 3i, 3k; 24%), 12% (7/58) GT6 (6e, 6f, 6n, 6r); 10% (6/58) GT1 (1c, 1e, 1l) und je 4% (2/58) GT2k und GT5a. Die Mehrzahl der Patienten mit ungewöhnlichen GT (79%, 46/58) hatte auf DAAs der ersten Generation (LDV/SOF, DCV/SOF, 2D/3D, SOF/RBV, GZR/EBR) versagt, und nur 21% (12/58) zeigten ein Versagen auf Behandlung mit DAAs der zweiten Generation (VEL/SOF oder G/P). Charakteristische NS5A-RAS an den Positionen 28, 30 und 31 wurden vor allem beim GT3 (86%, 12/14) und beim GT4 (96%, 23/24) nach DAA-Versagen nachgewiesen, während RASs bei anderen GTs seltener vorkamen. Y93H war insgesamt selten. 76% (44/58) der Patienten hatten eine Re-Therapie begonnen, die meisten mit VOX/VEL/SOF (n=29), und 95% (39/41 mit abgeschlossener Nachbeobachtung) erreichten eine SVR über alle Regime hinweg. Bei zwei Patienten mit Zirrhose kam es zu einem virologischen Versagen. Ein Patient mit GT3b sprach nicht auf VOX/VEL/SOF an, ein anderer nicht auf VEL/SOF/RBV.

Schlussfolgerung Ungewöhnliche HCV GT kamen bei 4% der Patienten vor, meist nach Versagen gegenüber Erstgenerations-Regimen. Die Re-Therapie war mit 95% SVR erfolgreich. Die mangelnde weltweite Verfügbarkeit von DAAs der zweiten Generation könnte dazu führen, dass die globalen Eliminationsziele nicht erreicht werden.



Publication History

Article published online:
28 August 2023

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