Pneumologie 2023; 77(12): 1029-1030
DOI: 10.1055/s-0043-1776935
Abstracts

Die Auswirkungen von Lage und Anzahl der Lungenmetastasen bei Kolorektalem und Nierenzellkarzinom auf die Prognose: Eine retrospektive Beobachtungsstudie

S Stange
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, REGIOMED Klinikum Coburg
,
M Wieloch
2   Abteilung für Anästhesiologie, BG Klinikum Bergmannstrost Halle an der Saale
,
S Hammoudeh
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, REGIOMED Klinikum Coburg
,
K Orban
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, REGIOMED Klinikum Coburg
,
Z Sziklavari
1   Abteilung für Thoraxchirurgie, REGIOMED Klinikum Coburg
› Institutsangaben
 

Einleitung Patienten mit Fernmetastasen haben eine ungünstige Prognose, sollten jedoch bei isolierten Lungenmetastasen im Allgemeinen nicht als hoffnungslos angesehen werden. Die vollständige Resektion von metachronen oder solitären Metastasen kann zu einer verlängerten Überlebenszeit führen. Weiterhin können Anzahl, Lokalisation und der Zeitpunkt des Auftretens eine Auswirkung auf die Prognose haben.

Methoden Wir untersuchten retrospektiv die Prognose von Lungenmetastasen bei kolorektalem (n=25) und Nierenzellkarzinom (n=10) in Abhängigkeit der Lokalisation und Anzahl (unilobär, multilobär, unilateral, bilateral, diffus) sowie dem Zeitpunkt des Auftretens (synchron, metachron). Als sekundäre Kriterien wurden u.a. Geschlecht, Raucheranamnese, Adipositas, Multimorbidität und Immunsuppression betrachtet.

Ergebnisse Im Vergleich der untersuchten Tumorentitäten zeigte sich, dass das mediane Überleben beim kolorektalen Karzinom deutlich höher (48 Monate; CI 30,1 - 65,9) als beim Nierenzellkarzinom (19 Monate; CI 17,5 - 20,5) war. Eine statistische Signifikanz bestand jedoch nicht (p=0,802). Bei der Assoziation von kolorektalem und Nierenzellkarzinom wurde ein signifikanter Unterschied hinsichtlich des mittleren Überlebens von Patienten mit synchronem und metachronem Auftreten von Metastasen festgestellt (p=0,002). Ein weiterer signifikanter Unterschied im Überleben wurde auch beim Vergleich von bilateralen und unilateralen Metastasen detektiert (p=0,011). Beim Vorliegen einer diffusen Metastasierung war die Überlebenszeit signifikant schlechter (p=0,007). Auch das mediane Überleben bei Patienten mit und ohne Lymphknotenmetastasen wies einen statistisch signifikanten Vorteil zu Gunsten der Patienten ohne Lymphknotenbefall auf (p=0,024). Insgesamt fanden wir sowohl beim primären kolorektalen Karzinom mit Lungenmetastasen als auch beim primären Nierenzellkarzinom mit Lungenmetastasen keine weiteren statistisch signifikanten Faktoren.

Diskussion Die Lungenresektion stellt für einen Teil der Patienten eine Chance auf ein längeres Überleben dar. Die perioperative Sterblichkeitsrate nach Metastasektomie ist gering (<5%). Insbesondere Patienten mit metachronen oder unilateralen Lungenmetastasen können von einer Operation profitieren. Bei diffusen Metastasen oder Lymphknotenbefall ist die mediane Überlebenszeit signifikant niedriger, weshalb hier die Entscheidungsfindung interdisziplinär erfolgen sollte.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Dezember 2023

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