Zusammenfassung
Hintergrund Wiederholte Fehlgeburten, auch wiederholte Spontanaborte (WSA) genannt, werden von
1 – 5% der Paare erlebt und weisen eine multifaktorielle Genese auf. Erworbene und
angeborene Thrombophilien werden als hämostaseologische Risikofaktoren in der Pathogenese
diskutiert.
Methode Die Übersichtsarbeit basiert auf einer selektiven Literaturrecherche in PubMed. Auf
die aktuelle Evidenzlage zu WSA beim Antiphospholipidsyndrom und den hereditären Thrombophilien
wird besonders hingewiesen.
Ergebnisse Das Antiphospholipidsyndrom (APS) ist eine erworbene, autoimmun-vermittelte Thrombophilie,
bei der wiederholte Fehlgeburten zu den klinischen Klassifikationskriterien gehören.
Von den serologischen Kriterien hat sich der Nachweis des Lupusantikoagulans als wichtigster
Risikofaktor für die Entwicklung von Schwangerschaftskomplikationen herauskristallisiert.
Der kombinierte Einsatz von niedrigdosiertem ASS mit Heparin zeigte einen deutlichen
Vorteil hinsichtlich des Schwangerschaftsausgangs bei APS-bedingten Fehlgeburten.
Bei einigen angeborenen Thrombophilien besteht auch eine erhöhte Risikoassoziation
mit der Entstehung von WSA, wenn auch geringer als beim APS. Der Analogschluss zum
Antiphospholipidsyndrom bezüglich des Einsatzes von Heparin zur Abortprophylaxe wird
durch die aktuellen Analysen nicht hinreichend unterstützt. Daten zu seltenen, kombinierten
bzw. homozygoten Thrombophilien bez. Fehlgeburten sind unzureichend.
Schlussfolgerung Anders als beim Antiphospholipidsyndrom stellen wiederholte Spontanaborte für sich
bei mütterlicher hereditärer Thrombophilie nach aktueller Studienlage keine Indikation
zur prophylaktischen Heparingabe in einer Folgeschwangerschaft dar. Unabhängig davon
bestimmt das maternale Risiko für thromboembolische Ereignisse die Indikation für
eine Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft.
Schlüsselwörter
Abort - Präeklampsie - Schwangerschaft