Pneumologie 2024; 78(S 01): S40-S41
DOI: 10.1055/s-0044-1778821
Abstracts
Intensiv- und Beatmungsmedizin

Wache atmungsentlastende Beatmung ohne Narkose anstatt lungenprotektiver Narkosebeatmung bei schwerer Atmungsinsuffizienz.

Authors

  • G Laier-Groeneveld

    1   Universitätsmedizin Göttingen; Kardiologie und Pneumologie
 

Die Pandemie hat die Ergebnisse der Intensivmedizin öffentlich gemacht. Die Sterblichkeit ist hoch, insbesondere wenn eine lungenprotektive Beatmung (LP) mit niedrigem Atemzugvolumen, hohem PEEP und tiefer Narkose eingesetzt wird. Nach dem DIVI-Register starben 53% der Intubierten, in Serien deutlich mehr. Die Überlebenden sind stark eingeschränkt und können mit aufwendigen Rehamaßnahmen häufig nicht in den früheren Zustand gebessert werden. Dies ist nicht Folge von Erkrankungen wie COVID, sondern von Nebenwirkungen der Intensivtherapie mit Kreislaufeinbrüchen, als Sepsis bezeichnet, Atempumpüberlastung, Nieren- und Multiorganversagen.

Wenn ein besserer Outcome erreicht werden soll, muss also die Therapie verändert werden.

Für einen Organismus ist es einerlei, wie die Luft in die Lungen gerät, durch Eigenatmung, über eine Masken-., Tubus- oder Tracheostomabeatmung. Die Luft muss ausreichend sein, ohne zu hohe Belastung der Atmungspumpe und ohne Schäden durch die Begleitmaßnahmen wie Narkose, Invasivität und Immobilität. Wir haben Patienten untersucht vor und nach einer In- sowie einer Extubation. Jeweils war das Atemzugvolumen um 49% niedriger unmittelbar nach Intubation und vor Extubation.

20 konsekutive Patienten mit schwerer COVID Pneumonie, die nicht intubiert wurden, zeigten weder Blutdruckkrisen wie Sepsis noch Nieren- oder Multiorganversagen, während bei 20 Intubierten die Kreislaufeinbrüche und das Organversagen zum Teil mehrfach eintraten und meist schon unmittelbar mit der Intubation.

In einer Serie von 5 Patienten mit COVID Pneumonie, die mit hohem Atemzugvolumen und wenig Sedativa behandelt wurden, überlebten alle, 2 gebessert zum Vorzustand nach Hause, 1 teilmobil nach Hause und 2 teilmobil zur Reha.

Folgerungen: Es gibt zwei gegensätzliche Beatmungsziele: die vollständige Atmungsentlastung AE mit hohem Atemzugvolumen VT, ohne Sedativa und die lungenprotektive Beatmung LP mit niedrigem VT, hohem PEEP und tiefer Narkose. Die Auswahl erfolgt nicht anhand individueller medizinischer Daten. Die LP hat meist unmittelbar mit Beginn hohe Nebenwirkungen wie Kreislaufeinbrüche und Organversagen und eine hohe Letalität. Die AE kann diese Nebenwirkungen vermeiden und hat daher ein hohes Potential für ein besseres Ergebnis. Ein randomisierter Vergleich ist notwendig.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. März 2024

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