Pneumologie 2024; 78(S 01): S86-S87
DOI: 10.1055/s-0044-1778920
Abstracts
Interstitielle und seltene Lungenerkrankungen

Einerseits Exazerbation der interstitiellen Lungenerkrankung – andererseits Lungenembolie

Authors

  • R Jochheim

    1   Thoraxklinik Heidelberg; Pneumologie und Beatmungsmedizin
  • C Heußel

    2   Thoraxklinik Heidelberg; Diagnostische und Interventionelle Radiologie Mit Nuklearmedizin
  • K Buschulte

    1   Thoraxklinik Heidelberg; Pneumologie und Beatmungsmedizin
  • B Egenlauf

    1   Thoraxklinik Heidelberg; Pneumologie und Beatmungsmedizin
  • F Herth

    1   Thoraxklinik Heidelberg; Pneumologie und Beatmungsmedizin
  • M Polke

    1   Thoraxklinik Heidelberg; Pneumologie und Beatmungsmedizin
 

Einleitung Die akute Exazerbation (AE) ist eine lebensbedrohliche Komplikation einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD). CT-morphologisch lassen sich hier neue diffuse, bilaterale Milchglasinfiltrate mit/ohne Konsolidierungen nachweisen. Eine Lungenembolie (LAE) kann eine Differenzialdiagnose, zusätzlicher Befund oder eventuell auch Trigger einer AE-ILD sein.

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Abb. 1

Kasuistik Ein 72-jähriger Patient mit seit einem Jahr vorbekannter Kollagenose-assoziierter ILD mit NSIP-Muster unter seit einem Jahr bestehender Therapie mit Prednisolon (5 mg/d) und MTX (10 mg/w) stellte sich notfallmäßig bei Dyspnoe, Hämoptysen (1 Teelöffel) sowie neuem Sauerstoffbedarf (4 l O2/min) vor. In der nativen HRCT zeigten sich im Vergleich zur Voruntersuchung massive neue Milchglasinfiltrate fast ausschließlich der linken Lunge mit zunehmender linksseitiger Schrumpfung und Mediastinalshift nach links. Leukozyten (14/nl) und CRP (168 mg/l) waren erhöht. Bei Exazerbation der ILD erfolgte ein Prednisolonstoß (100 mg) mit antibiotischer Therapie (Meropenem+ Azithromycin). Bei Hämoptysen wurde eine vorbestehende Antikoagulation mit Dabigatran wegen Vorhofflimmerns pausiert. Trotz initialer Besserung kam es 3 Tage nach Aufnahme zu steigendem Sauerstoffbedarf (8 l O2/min). Eine Angio-CT zeigte eine zentrale rechtsseitige LAE bis auf Lappenebene bei vorbestehenden Zeichen der Rechtsherzbelastung, woraufhin umgehend eine therapeutische Antikoagulation mit Tinzaparin begonnen wurde. Es erfolgte die Verlegung auf Intensivstation zur High-Flow-O2-Therapie. Die Antikoagulation wurde fortgeführt, ebenso die Kortisongabe in reduzierter Dosis. Es stellte sich keine Besserung der Symptomatik ein. Bei deutlichem Progress der ILD entschied man sich im Konsens mit den Angehörigen für ein palliatives Vorgehen. Der Patient verstarb bei zunehmender respiratorischer Erschöpfung 14 Tage nach Aufnahme.

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Abb. 2

Fazit Dieser Fall zeigt eine letal verlaufende Kombination aus fast ausschließlich links-pulmonaler ILD-Exazerbation und zusätzlicher rechtsseitiger zentraler LAE. Der Fall unterstreicht die differentialdiagnostische Relevanz der LAE bei AE-ILD. Bei entsprechender Klinik oder entsprechenden nativradiologischen Veränderungen muss trotz bestehender Antikoagulation an eine LAE gedacht werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. März 2024

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