Osteologie 2024; 33(02): 120
DOI: 10.1055/s-0044-1782069
Abstracts
1. Posterbegehung 1

Grenzen der medikamentösen Osteoporosetherapie bei einer Patientin mit multiplen Insuffizienzfrakturen

Sebastian Radmer
1   Zentrum für Bewegungsheilkunde, Facharztpraxis für Orthopädie, Berlin
,
Julian Ramin Andresen
2   Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinische Abteilung für Unfallchirurgie, Wien
,
Hans-Christof Schober
3   OrthoCoast, Praxis für Orthopädie und Osteologie, Wolgast
› Author Affiliations
 

Einleitung: Bei der Osteoporose ist durch eine niedrige Knochendichte und Rarefizierung der Mikroarchitektur das Frakturrisiko erhöht. Neben der Basistherapie mit Förderung der körperlichen Aktivität, ausreichender Vitamin D und Calciumzufuhr existieren verschiedenste spezifische Therapeutika, welche entweder antiresorptiv oder osteoanabol wirken. Wir berichten über eine 69-jährige Patientin mit klinisch manifester Osteoporose, bei der unter spezifischer Medikation multiple Insuffizienzfrakturen aufgetreten sind.

Methode: Bei der Patientin wurde im Alter von 62 Jahren bei vorliegendem Calcaneusermüdungsbruch rechts eine Osteoporose diagnostiziert (T-Score LWS -3,1, T-Score rechte Hüfte -2,1). Eine Erkrankung des Rheumatischen Formenkreises, des Gatrointestinaltrakts oder übermäßiger Alkoholkonsum konnten ausgeschlossen werden. Die Knochenabbauparameter waren leicht erhöht, der Vitamin D Spiegel, das PTH und die Ostase lagen im Normbereich, das Serumphosphat war grenzwertig erniedrigt. Es erfolgte eine leitliniengerechte spezifische Therapie mit Denosumab (Prolia 60). Unter Therapie kam es 4 Jahre später zu einer schmerzhaften Insuffizienzfraktur des BWK 6, welche mittels Ballonkyphoplastie versorgt wurde. Im weiteren Verlauf entwickelte sich 1 Jahr später eine BWK 5 Fraktur, welche ebenfalls zementaugmentiert wurde. Es wurde daraufhin ein Therapiewechsel auf ein osteoanabol wirkendes Medikament (Teriparatid (Forsteo)) durchgeführt. Unter der Therapie kam es zu einem deutlichen Anstieg der Knochendichtewerte (T-Score LWS -1,7, T-Score rechte Hüfte -1,5). 21 Monate nach Beginn der osteoanabolen Medikation traten starke Schmerzen und Schwellungen im linken Fuß auf, die daraufhin durchgeführte MRT-Untersuchung zeigte nicht dislozierte Frakturen des Calcaneus, Os cuboideum und Os cuneiforme laterale sowie ein Ödem in der Trochlea tali. Eine zusätzlich durchgeführte Bestimmung von FGF-23 lag im Normbereich. Es erfolgte eine Ruhigstellung mit Entlastung in einem Walker an Unterarmgehstützen für 6 Wochen, hierunter kam es zu einer klinischen Besserung mit Schmerzreduktion und Rückgang der Weichteilschwellung. Unter vorsichtigem Belastungsaufbau entwickelte sich erneut eine starke, immobilisierende Schmerzsymptomatik mit Schwellung der Weichteile und zunehmenden ossären Ödemen in den zuvor detektierten Frakturen. Nach 2-jähriger Gabe von Teriparatid erfolgte die erneute Umstellung auf Denosumab (Prolia 60).

Diskussion: In den letzten Jahren hat sich sowohl die medikamentöse als auch die nicht medikamentöse Therapie der Osteoporose deutlich verbessert. Trotz einer vielfältigen Behandlungsmöglichkeit einer klinisch manifesten Osteoporose verbleiben Einzelfälle, welche bei zunehmenden Frakturen eine therapeutische Herausforderung darstellen, und Grenzen aufzeigen.

Keywords: Antiresorptive Therapie, Insuffizienzfraktur, osteoanabole Therapie, Osteoporose

Korrespondenzadresse: Sebastian Radmer, Zentrum für Bewegungsheilkunde, Facharztpraxis für Orthopädie, Bozener Str. 17, 10825 Berlin, Deutschland, E-Mail: sebastian@dr-Radmer.de



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Article published online:
13 March 2024

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