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DOI: 10.1055/s-0044-1785275
Randomisiert kontrollierte Pilotstudie zur Akzeptanz und Praktikabilität einer hypokalorischen Hafermahlzeit bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und ausgeprägter Insulinresistenz im ambulanten Setting – die OAT-DIAB Study
Hintergrund Adipositas und Insulinresistenz sind häufig assoziierte Probleme bei Menschen mit Diabetes mellitus (DM), welche mit einem schlechten Therapie-Outcome assoziiert sind. Hafermahlzeiten gelten als mögliche diätetische Intervention, welche bisher jedoch nur im stationären Setting erfolgten. Ziel der Studie war es, die Machbarkeit, Praktikabilität sowie metabolische Auswirkungen einer Intervention mit Hafer im ambulanten Bereich zu untersuchen.
Methodik Menschen mit DM2, Insulinresistenz ( ≥ 1IE/kg KG) und HbA1c > 7,0% wurden in eine prospektive, randomisierte, zweiarmige Studie mit je dreimonatiger Interventions- (T1) und Nachbeobachtungsphase (T2) mit 1x3 (A: n=10) oder 2x3 (B: n=7) konsekutiven Hafertagen (HT)/Monat eingeschlossen. HT bestanden aus 3 Mahlzeiten à 60g Hafer, ungesüßtem Obst oder Gemüse mit ca. 800kcal/Tag. Während der HT erfolgte die Empfehlung zur Reduktion der Insulindosis um 40% der üblichen Tagesdosis. Machbarkeit ( > 70% der Studienteilnehmer komplette Teilnahme) und Praktikabilität (Protokoll zur Bewertung der Durchführbarkeit) wurden evaluiert. Therapiezufriedenheit und Wohlbefinden wurden mit standardisierten Fragebögen erfasst (DTSQ, EQ5D).
Ergebnisse 17 Probanden wurden eingeschlossen (Alter 70,7J; weiblich 41,2%; Diabetesdauer 21,5J; Gesamtinsulin 138±35IE; HbA1c 8,1±0,5%; Körpergewicht 103,9±20,3kg). 13/17 (76.5%) führten die Intervention erfolgreich durch (A: n=7, 70,0%; B: n=6, 85,7%). Die Praktikabilität wurde von 10/16 (62,5%) als gut bewertet. A: 7/9 (77,8%) vs. B: 6/7 (85,7%) gaben an, die Intervention erneut anwenden zu wollen. Zu T1 reduzierte sich die Gesamtinsulindosis signifikant von 138±35IE (T0) auf 127±42IE (T1; p=0.04); HbA1c (-0,3±0,1%; p=0,01) und Gewicht (-1,3±0,1kg; p=0,02) sanken ebenfalls signifikant. Die dreimonatige Nachbeobachtung (T2) zeigte eine anhaltende geringere Insulindosis (117±36IE; p=0,046) und Gewicht (102,6±20,3kg; p=0,04), während der HbA1c auf das Ausgangsniveau (T0) anstieg. Teilnehmer in B zeigten größere Reduktionen bei T2 im Insulinbedarf (Δ-19IE vs. Δ-4IE; p=0,42) und Gewicht (Δ-2,8kg vs. Δ-0,3kg; p=0,38). Schwere Hypoglykämien traten nicht auf. Therapiezufriedenheit verbesserte sich (DTSQ: T0: 28,2±4,5; T2: +10,8±5,8/+18; p<0,001), ebenso das Wohlbefinden (EQ5D: T0: 57,2±24,0%; T2: 64,7±21,5%; p=0,208).
Schlussfolgerungen Die Ernährungsintervention mit kalorienreduzierten Hafertagen erwies sich als machbar und im Patientenalltag gut umsetzbar mit tendenziell besserem Outcome bei 2x3 konsekutiven Hafertagen/ Monat. Der Insulinbedarf verringerte sich, der Effekt korrelierte mit der Häufigkeit der Anwendung und war nachhaltig. Eine Anpassung der Insulindosis während der Hafertage ist angezeigt. Verbesserungen der glykämischen Kontrolle sowie eine Gewichtsreduktion konnten beobachtet werden. Um die Wirkung in der Routineversorgung zu nutzen, sind vermutlich mehrere Wiederholungen notwendig. Design und Interventionsansatz müssen in größerem Rahmen evaluiert werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. April 2024
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