Diabetologie und Stoffwechsel 2024; 19(S 01): S41-S42
DOI: 10.1055/s-0044-1785314
Abstracts | DDG 2024
Poster
Posterwalk 4 – Typ-1-Diabetes

Diabetische Ketoazidosen bei Manifestation eines Typ-1-Diabetes bei Kindern unter 10 Jahren in Deutschland: Vergleich zwischen Bundesländern mit und ohne Früherkennungsprogramm

Authors

  • Alexander Eckert

    1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie – ZIBMT, Ulm, Germany
  • Joachim Rosenbauer

    2   Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Katharina Warncke

    3   Kinderklinik München Schwabing, Abteilung für Kinderheilkunde, München, Germany
  • Clemens Kamrath

    4   Justus-Liebig-Universität Gießen , Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Gießen, Germany
  • Ansgar Thimm

    5   Sana Klinikum Remscheid, Kinder- und Jugendmedizin, Remscheid, Germany
  • Martin Holder

    6   Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Pädiatrie 2 – Allgemeine und Spezielle Pädiatrie, Stuttgart, Germany
  • Thekla von dem Berge

    7   Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, Diabetologie, Endokrinologie, Gastroenterologie und Klinische Forschung , Hannover, Germany
  • Daniel Lorenz

    8   Klinikum Frankfurt Höchst, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin , Frankfurt, Germany
  • Susanne Gonzalves

    9   Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Speyer, Germany
  • Gita Gemulla

    10   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany
  • Sven Golembowski

    11   Sana Klinkum Berlin Lichtenberg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Berlin, Germany
  • Ute Ohlenschläger

    12   FEK – Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neumünster, Germany
  • Dieter Hüseman

    13   Werner Forßmann Klinikum Eberswalde, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Eberswalde, Germany
  • Katja Palm

    14   Universitätsklinikum Magdeburg, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Magdeburg, Germany
  • Andreas Lemmer

    15   Helios Klinikum Erfurt , Kinderonkologisches Zentrum, Erfurt, Germany
  • Valentina Lahn

    16   Altonaer Kinderkrankenhaus, Diabetologie und Endokrinologie, Hamburg, Germany
  • Antonia Müller

    17   Klinikum Karlsburg, Herz- und Diabeteszentrum, Kinder- und Jugenddiabetes, Karlsburg, Germany
  • Donald Wurm

    18   Klinikum Saarbrücken, Zentrum für operative und konservative Kinder- und Jugendmedizin, Saarbrücken, Germany
  • Marjatta Wütherich

    19   Gesundheit Nord gGmbH | Klinikverbund Bremen, Kinder- und Jugendmedizin, Bremen, Germany
  • Reinhard W. Holl

    1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie – ZIBMT, Ulm, Germany
 

Hintergrund: Die Häufigkeit der diabetischen Ketoazidose (DKA) bei Manifestation eines Typ-1-Diabetes (T1D) im Kindesalter ist in den vergangenen Jahren angestiegen. Es gibt Hinweise, dass T1D-Früherkennungsprogramme und/oder Aufklärungskampagnen die DKA-Rate senken können. Unklar ist, ob bzw. wann dadurch eine relevante Reduktion der DKA-Rate auf Populationsebene erreicht werden kann. Dies sollte anhand von bundesweiten Daten des DPV-Registers untersucht werden.

Methoden: Die Entwicklung der DKA-Rate bei Manifestation eines T1D bei Kindern<10 Jahren wurde zwischen Bundesländern mit etablierten (BL-MFM: Bayern, Niedersachsen, Hamburg, Sachsen, Thüringen) bzw. ohne (BL-OFM) T1D-Früherkennungsmaßnahmen im Zeitraum von 2015 bis Juni 2023 verglichen. Baden-Württemberg (BW) wurde wegen des differierenden Ansatzes (Aufklärungskampagne) separat betrachtet. Die DKA-Raten wurden mittels log-binomialer Regression analysiert, adjustiert für Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, Urbanitätsindex, Ärztedichte und dem Gesamtversorgungsgrad der Kinder- und Jugendärzte. Aus demselben Modell wurden relative Risiken (RR) für eine DKA in den BL-MFM vs. BL-OFM je Jahr geschätzt.

Ergebnisse: 14.021 (51,6% männlich) Kinder mit einem medianen (Q1; Q3) Manifestationsalter von 6,1 (3,7; 8,2) Jahren wurden in die Analyse eingeschlossen. Manifestationsalter und Geschlechterverhältnis waren in allen 3 Gruppen vergleichbar, der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund war mit 32% am höchsten in BW, gefolgt von 29% in den BL-OFM und 23% in den BL-MFM. In allen Gruppen war die Entwicklung der DKA-Rate von 2015-2021 vergleichbar. In den BL-OFM stieg die DKA-Rate von 21,7% [95%-KI: 18,8; 25,0] auf 34,6% [32,0; 37,5]. In den BL-MFM stieg die DKA-Rate von 19,3% [16,0; 23,3] auf 32,3% [29,2; 35,8], in BW von 23,7% [17,9; 31,3] auf 35,2% [30,0; 41,3]. Das RR [95%-KI] für eine DKA in den BL-MFM vs. BL-OFM variierte in den Jahren 2015-2021 nicht signifikant zwischen 0,89 [0,64; 1,24] und 1,11 [0,87; 1,43]. Im Jahr 2022 war das DKA-Risiko in den BL-MFM signifikant niedriger (RR 0,82 [0,67; 0,99], p=0,036), im ersten Halbjahr 2023 tendenziell niedriger (0,75 [0,55; 1,01], p=0,058).

Schlussfolgerung: In den ersten Jahren nach Einführung der T1D-Früherkennung konnte auf Populationsebene noch kein Zusammenhang zu einer sinkenden DKA-Rate in den betreffenden Bundesländern beobachtet werden. Seit 2022 zeigt sich allerdings ein niedrigeres DKA-Risiko in den Bundesländern mit T1D-Früherkennung. Ob diese Effekte alleine auf die Etablierung von Früherkennungsprogrammen zurückzuführen sind, oder ob zusätzlich eine vermehrte Aufmerksamkeit für T1D oder andere medizinische oder gesellschaftliche Entwicklungen ursächlich sind, lässt sich anhand der vorliegenden Analyse nicht beurteilen. Wegen der stufenweisen Einführung der Früherkennungsprogramme nach Region und Alter muss die weitere Entwicklung der DKA-Rate verfolgt werden, bevor endgültige Aussagen zur Wirksamkeit möglich sind.



Publication History

Article published online:
18 April 2024

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