Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2024; 21(02): e18
DOI: 10.1055/s-0044-1786106
Abstracts

Ein ethisches Dilemma zwischen den Interessen des Ungeborenen und der Patientin

S. Löbner
1   Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, Cottbus, Deutschland
,
N. Bangemann
1   Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, Cottbus, Deutschland
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Zielsetzung: Fallbeispiel einer erheblich symptomatisch metastasierten Patientin mit Mammakarzinom, die sich in der 23. SSW mit dem Wunsch nach Stabilisierung ihres Allgemeinzustandes vorstellte, um sich einer alternativen Behandlungsmethode unterziehen zu können. Da die Patientin alle schulmedizinischen Therapieoptionen ablehnte, sich ihre Befindlichkeit in kurzer Zeit erheblich verschlechterte, die fetale Entwicklung jedoch ohne jede Auffälligkeit und zeitgerecht war, soll das ethische Dilemma dieser besonderen Situation aufgezeigt werden.

Materialien und Methoden: 39-jährige Patientin, bei Aufnahme in der 22. SSW mit Dyspnoe bei bekannten ossär, pulmonal, pleural und lokoregionär metastasierten, hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom rechts. Zu jedem Zeitpunkt unauffällige fetale Entwicklung. Optimierung des mütterlichen Befindens durch supportive Maßnahmen, jedoch kein Erreichen der Entlassungsfähigkeit. Absehbares Ende des mütterlichen Lebens. Interdisziplinäre und interinstiutionale (Einbindung der Charite) Diskussion mit der Mutter, Lebenspartner, Pränatalmedizin, Onkologie und Palliativmedizin. Nach Erreichen der 24+0 SSW: Abwägung: Sectio u. evtl. Versterben der Patientin in Narkose, Notsectio nach Eintreten des Herztods oder Inkaufnahme des Versterbens von Mutter und Kind.

Ergebnisse: Auch nach mehreren Gesprächen blieb die Patientin und der Lebenspartner bei der Auffassung, das Kind ebenfalls versterben zu lassen. Die ethische interdisziplinäre Diskussion kam zu dem Schluss, dass diese Entscheidung akzeptiert werden muss. Die Patientin verstarb mit ihrem ungeborenen Kind schmerzfrei im Kreis der Familie.

Zusammenfassung: Das Therapieziel der Therapeuten und der Patientin können diskrepant sein. Die Interessen einer sterbenden Schwangeren haben Priorität – selbst unter Inkaufnahme des kindlichen Todes. Dies gilt besonders bei potenzieller früher Frühgeburtlichkeit.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. Mai 2024

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