Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(06): e17
DOI: 10.1055/s-0044-1787214
Abstracts │ MGFG

Veränderungen der retinalen Mikrovaskulatur im physiologischen Schwangerschaftsverlauf als Ausdruck des kardiovaskulären Stresstests – PAPYRUS Studie

Authors

  • A. Dathan-Stumpf

    1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • H. Stepan

    1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • C. Berbée

    2   Abteilung für Gynäkologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • E. Valterova

    3   Abteilung für Biomedizintechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Kommunikation, Technische Universität Brünn, Brünn, Tschechische Republik
  • R. Kolar

    3   Abteilung für Biomedizintechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Kommunikation, Technische Universität Brünn, Brünn, Tschechische Republik
  • R. Jakubicek

    3   Abteilung für Biomedizintechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Kommunikation, Technische Universität Brünn, Brünn, Tschechische Republik
  • F G. Rauscher

    4   Institut für medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
 

Hintergrund Die nicht-invasive Messung von Netzhautgefäßen erlaubt die frühzeitige Detektion von Veränderungen der Mikrovaskulatur, was wiederum als prädiktiver Biomarker für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) verwendet werden kann. Mittels Adaptiver Optik (AO, rtx1e, Imagine Eyes, Orsay, Frankreich) lassen sich nicht-invasive, hochauflösende in-vivo-Messung der Mikrovaskulatur durchführen. Derzeit liegen keine Daten zur Veränderung der Mikrovaskulatur im physiologischen Schwangerschaftsverlauf vor.

Methode Wir führten Längsschnittuntersuchungen der arteriellen, retinalen Mikrovaskulatur mithilfe der AO bei einer 30-jährigen, gesunden Frau mit Zwillingsschwangerschaft von der 23. Schwangerschaftswoche (SSW) bis drei Tage nach der Geburt durch. Zwei, hinsichtlich des Messdatums und Gestationsalters, verblindete Prüfer ermittelten das mittlere Wand-zu-Lumen-Verhältnis (WLR) der untersuchten Netzhautarterie.

Resultate Im Verlauf der Schwangerschaft kam es zu einem klinisch signifikanten Anstieg der mittleren WLR bis zur 36. SSW. Ab der 37. SSW wurde ein Abfall der WLR beobachtet.

Diskussion Die gezeigte relevante Veränderung der WLR kann als Ausdruck des reversiblen Gefäß-Remodelings und der Anpassung an die Volumenbelastung in der Schwangerschaft interpretiert werden und ist somit ein weiterer Hinweis darauf, dass eine Schwangerschaft als kardiovaskulärer Belastungstest gesehen werden kann. Bereits ein physiologischer Schwangerschaftsverlauf führt zu signifikanten mikrovaskulären Veränderungen, die durch die AO detektiert werden können. Es sind noch größere Veränderungen bei hypertensiver Schwangerschaftserkrankung und Gestationsdiabetes zu erwarten. Wir glauben daher, dass die Messung der retinalen Mikrovaskulatur eine frühzeitige Erkennung kardiometabolischer Veränderungen ermöglichen kann und die Methode das Potenzial zur Prädiktion des individuellen, kardiovaskulären Risikos birgt. Derzeit ist eine Studie verschiedener Risikogruppen intra- und postpartal sowie 15 Jahre nach hypertensiver Schwangerschaftserkrankung in Rekrutierung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Juni 2024

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