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DOI: 10.1055/s-0044-1788375
Psychische Belastungen und Lebensqualität der Angehörigen von Patient:innen mit einer unheilbaren Krebserkrankung in den ersten Wochen nach Diagnosestellung
Authors
Hintergrund Angehörige von Menschen mit fortschreitenden, unheilbaren Krebserkrankungen leiden häufig unter psychosoziale Belastungen (Distress), Ängstlichkeit und Depressivität, die mit einer eingeschränkten Lebensqualität einhergehen. Jedoch fehlt es bisher an systematischen Daten, die sich auf die Belastungen der Angehörigen während der laufenden onkologischen Behandlung innerhalb der allgemeinen Palliativversorgung (APV) beziehen. Ziel der Studie ist die Erfassung von psychischen Belastungen und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) bei Angehörigen von unheilbar an Krebs erkrankten Patient:innen – nach Erhalt der Diagnose – im Rahmen der APV.
Methode Beobachtungsstudie mit Fragebogenerhebungen, u.a.<10 Wochen nach Diagnosestellung der unheilbaren Krebserkrankung. Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen einer laufenden longitudinalen prospektiven Mixed-Methods Studie zu psychischen Belastungen, HRQoL und Unterstützungsbedürfnissen von Angehörigen von Patient:innen mit einer unheilbaren Krebserkrankung in der APV in einem Comprehensive Cancer Center (CCC). Für diese Zwischenauswertungen wurden die psychosoziale Belastung (DT), Ängstlichkeit (GAD-7), Depressivität (PHQ-9) sowie die HRQoL (SF-8) bei Diagnosestellung (T0) analysiert.
Ergebnisse Von insgesamt N=34 Angehörigen, wiesen 74% (n=25) einen klinisch relevanten Leidensdruck hinsichtlich ihrer psychosozialen Belastung auf (DT, Skala 0–10, Cut-off≥5), zudem lag bei 32% (n=11) eine hochgradige Belastung (Cut-off≥8) vor. Die am häufigsten angegebenen ursächlichen Probleme waren dabei Schlafprobleme (78%, n=25), Traurigkeit (69%, n=22), Sorgen und Ängste (67%, n=22) sowie Erschöpfung (65%, n=22). Hinsichtlich der Ängstlichkeit (GAD-7, Skala 0-21) gaben Angehörige im Durchschnitt geringe Werte (M=6,8; SD=4,9) an, jedoch lag bei 27% (n=9) ein Hinweis auf eine mögliche Angststörung (Cut-Off≥10) vor. Ähnliche Werte ergaben sich für die Depressivität (PHQ-9, Skala 0-27), die im Durchschnitt bei M=5,7 (SD=4,6) lagen. Hinweise auf eine Depression wurden bei 24% (n=8) Angehörigen (Cut-Off≥10) erfasst. Weiter wiesen die Angehörigen eine eingeschränkte HRQoL (SF-8, Skalen 0-100) auf. Der Wert für die Summenskala der körperlichen Gesundheit betrug im Mittel M=50,1 (SD=9,4) sowie M=45,5 (SD=10,1) für die Summenskala der psychischen Gesundheit. Die Mittelwerte für die 8 Einzelskalen der HRQoL lagen zwischen M=45,1 und M=52,6.
Schlussfolgerung Diese ersten Ergebnisse weisen darauf hin, dass Angehörige bereits in den ersten Wochen nach Diagnosestellung einer unheilbaren Krebserkrankung eine relevante psychische Belastung sowie eine eingeschränkte Lebensqualität aufweisen. Die frühzeitige Erfassung der Belastungen dieser Angehörigen im Rahmen der APV erscheint sinnvoll, um eine adäquate Unterstützung anbieten zu können.
Publication History
Article published online:
26 August 2024
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