Z Gastroenterol 2024; 62(09): e651-e652
DOI: 10.1055/s-0044-1789774
Abstracts │ DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Aktuelles zur Virushepatitis Donnerstag, 03. Oktober 2024, 15:40 – 17:08, Seminarraum 14+15

Deutlicher Anstieg neu diagnostizierter Hepatitis B und C Fälle nach Einführung des Screenings in die allgemeine Gesundheitsuntersuchung (ehemals „Check-up 35“) in Deutschland

D. Hüppe
1   Gastroenterologische Studiengesellschaft Herne, Herne, Deutschland
,
Y. Serfert
2   Leberstiftungs-GmbH Deutschland, Hannover, Deutschland
,
M. Cornberg
3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
4   CiiM, Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin, Hannover, Deutschland
5   Exzellenzcluster RESIST, Hannover, Deutschland
,
H. Wedemeyer
3   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
2   Leberstiftungs-GmbH Deutschland, Hannover, Deutschland
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Einleitung: Die WHO hat 2016 beschlossen, bis 2030 90% der weltweiten Hepatitis B und C-Virus-infektionen zu identifizieren, 80% zu behandeln und die Mortalität um 65% zu senken. Die Bundesregierung hat sich 2016 diesen Zielen angeschlossen. Daher wurde ab dem 01.10.21 ein einmaliges Screening auf Hepatitis B und C in die Gesundheitsuntersuchung (GU) ab 35 Jahren für GKV-Versicherte aufgenommen.

Ziele: Die vorliegende Untersuchung bewertet die bisherigen Teilnahmeraten an der GU, die Effektivität des Programms anhand der Meldedaten des Robert Koch-Institutes (RKI) und schätzt die Entwicklung der Behandlungszahlen auch unter gesundheitsökonomischen Aspekten ab.

Methode: Mitteilungen des Zentralinstitutes der Kassenärztlichen Versorgung (ZI) und des Wissenschaftlichen Institutes der Ortskrankenkassen (WIdO) sowie Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wurden bzgl. der GU zusammengestellt und die Meldedaten des RKI unter Verwendung von SURVSTAT@RKI 2.0 deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Zwischen 2007 und 2021 nahmen etwa 83% aller Versicherten mindestens einmal an einer GU teil. Ab dem 4. Quartal 2021 stieg die Anzahl der neu diagnostizierten Fälle von Hepatitis B und C an. Im Jahr 2022 betrug die Zunahme für Hepatitis B 91,9% und für Hepatitis C 67,8%. Dieser Trend setzte sich im Jahr 2023 fort, wobei die Neudiagnosen von Hepatitis B um 160,3% (auf 22.795 Fälle) und von Hepatitis C 120,7% (auf 10.508 Fälle) im Vergleich zu 2021 zunahmen. Die Analyse der Abrechnungsdaten der KBV ergab eine eindeutige Korrelation zwischen der Anzahl der Neudiagnosen im Rahmen der GU und der Gesamtzahl der Diagnosen insgesamt. Diese Erkenntnis und die Betrachtung der Alterskohorte (>35 Jahre) belegt den Effekt der GU. In den neuen Bundesländern liegt die Inzidenz der Neudiagnose deutlich unterhalb derjenigen der alten Bundesländer.

Schlussfolgerung: Die Entscheidung des G-BA, das Hepatitis B und C Screening in die GU aufzunehmen, scheint zielführend, um die bisher unentdeckten Fälle der Erkrankungen zu erkennen. Die Ziele der WHO erscheinen erreichbar.



Publication History

Article published online:
26 September 2024

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