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DOI: 10.1055/s-0044-1801412
Neue SCN11A-Variante p.Tyr66Ser: Klinisch-funktionelle Pathogenitätsdiskussion im Kontext von Small Fiber Dysfunktion
Hintergrund: Der spannungsabhängige Natriumkanal NaV1.9. ist essenziell für die Schmerzwahrnehmung. Pathogene Varianten in SCN11A wurden mit verschiedenen Schmerzsyndromen assoziiert.
Methoden: Longitudinale klinische Untersuchungen, Quantitative Sensorische Testung (QST), pain-related evoked potentials, Axonstimulation, Patch-Clamp-Analysen an Maus-DRG-Neuronen und Exomsequenzierung
Ergebnisse: Per Exomsequenzierung identifizierten wir die neue heterozygote SCN11A-Variante NM_014139.3c.197A>C, p.(Tyr66Ser) bei einem Mutter-Sohn-Duo mit Small Fiber Neuropathie. Der Austausch betrifft eine konservierte Aminosäureposition und wird in Kontrolldatensätzen (gnomAD v4.1.0) nicht gelistet. Mutter und Sohn entwickelten fortschreitende positive und negative sensible und autonome Symptome. In der QST bestanden eine thermische Hypästhesie und verminderte Wahrnehmung spitzer Reize, passend zu Dysfunktion der Aδ- und C-Nervenfasern. In der elektrischen Axonstimulation zeigte sich eine On-Off-Übererregbarkeit, vermutlich bedingt durch die kontinuierliche Aktivierung schlafender Nozizeptoren. Hierzu passend ergab die Patch-Clamp-Analyse eine Verschiebung der Aktivierungs- und Inaktivierungsschwellen des mutierten Kanals, was auf einen kombinierten Funktionsgewinn und -verlust hinweist.
Schlussfolgerung: Die Veränderung p.(Tyr66Ser) ist nach klinischer, genetischer und experimenteller Analyse als wahrscheinlich pathogen einzustufen und trägt mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Phänotyp bei.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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