Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S154
DOI: 10.1055/s-0045-1802214
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Infektionsschutz
13:30 – 15:00

5 Jahre Sondersprechstunde für von weiblicher Genitalbeschneidung Betroffene im ÖGD in Köln

I Mach-Völker
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln, Beratungsstelle für Familienplanung und Schwangerschaftskonflikte, Köln
,
A Gläser-Zorn
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln, Beratungsstelle für Familienplanung und Schwangerschaftskonflikte, Köln
› Author Affiliations
 

Hintergrund: Weibliche Genitalbeschneidung (FGM_C) ist ein in Studium und Weiterbildung im gynäkologischen Bereich immer noch unterrepräsentiertes Thema. Hierdurch werden Diagnosen häufig nicht, oder nicht korrekt gestellt. Dies kann für die betroffenen Frauen zu relevanten klinischen Konsequenzen beispielsweise durch Fehl- oder Nichtbehandlung führen. In unseren bestehenden Sprechstunden für sexuelle Gesundheit und schwangere Frauen ohne Krankenversicherung wurden zunehmend von FGM betroffene Frauen vorstellig. Vor Allem durch den Zuwachs der Zuwanderung aus Prävalenzländern ist die Anzahl der betroffenen Frauen und Mädchen deutlich gewachsen.

Umsetzung: Auf diesem Hintergrund wurde 2019 im Gesundheitsamt Köln eine gynäkologisch fachärztlich geleitete Sondersprechstunde für von weiblicher Genitalbeschneidung betroffenen Frauen initiiert. Das Ziel soll hierbei sein, die Versorgung der von FGM_C betroffenen, aber auch bedrohten Frauen und Mädchen im Stadtgebiet zu verbessern. Im Folgenden soll die Entwicklung der Fallzahlen der letzten 5 Jahre, eine Statistik und Auswertung der Herkunftsländer sowie die sich hieraus ergebenden Bedarfe, dieser im ÖGD in Deutschland einmaligen Sprechstunde dargestellt werden.

Diskussion: Durch die Sondersprechstunde eröffnet sich den betroffenen Frauen die Möglichkeit eine aussagekräftige, WHO basierte, Beurteilungen über den ihnen häufig nicht bekannten Befund zu erhalten. Bei akuten medizinischen Problemen kann eine zeitnahe Weiterleitung an FGM-erfahrene Kolleg*innen in Kliniken erfolgen, geburtshilfliche Risiken können vorzeitig erkannt werden. Im Einzelfall kann diese Beurteilung zu einer Änderung des Aufenthaltsstatus führen. Auch eine Zuleitung zu weiteren internen und externen Hilfsstrukturen (Traumatherapie, Entbindungskliniken, niedergelassene Gynäkolog*innen, plastische Rekonstruktion, Schwangerenberatung, Psychosoziale Beratung u.v.m.) ist Bestandteil dieser Aufgabe.

Es hat sich gezeigt, dass durch die Etablierung einer solchen Sprechstunde im ÖGD, der Zugang für die Betroffenen Frauen deutlich erleichtert wird. Durch die Kooperation mit den niederschwelligen Angeboten (Sprechstunden) und der Flüchtlingsmedizin im Gesundheitsamt, sowie der Zusammenarbeit mit verschiedenen Flüchtlingshilfe Organisationen gelingt es in zunehmendem Maße betroffene Frauen zu erreichen und einer gegebenenfalls. notwendigen medizinischen Behandlungen zuzuführen.



Publication History

Article published online:
11 March 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany