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DOI: 10.1055/s-0045-1802542
Säugling mit Zyanose und Hypoxie
Fallbericht: Wir berichten über einen 8 Wochen alten Säugling, der wenige Stunden nach operativer Achillotomie in Lokalanästhesie wegen blassem Hautkolorit ambulant vorgestellt wurde. Das Kind zeigte sich zyanotisch in deutlich reduziertem Allgemeinzustand mit einer Hypoxämie bei SaO2 Werten von 84% ohne Besserung durch Sauerstoffvorlage. In der Blutgasanalyse zeigte sich eine Laktatazidose. Es erfolgte eine kalkulierte Behandlung mit Cefotaxim und Gentamicin bei V.a. infektiöses Geschehen, weiterhin wurde eine CPAP Therapie durchgeführt. Es fiel ein deutlich erhöhter Methämoglobinanteil von 38% auf, welcher sich in den BGA Kontrollen bestätigte. Dies ist aufgrund des zeitlichen Zusammenhanges am ehesten auf die Infiltrationsanästhesie mit Mepivacain zurückzuführen, welche zur Achillotomie durchgeführt wurde. Es erfolgte eine Behandlung mit Methylenblau, hierunter kam es innerhalb von kurzer Zeit zu einer Restitutio ad integrum.
Hintergrund: Eine relevante Zyanose kann sich bei einem Methämoglobinanteil von mehr als 10% manifestieren, da Methämoglobin nicht in der Lage ist, Sauerstoff zu binden. Die Reduktion von im Methämoglobin enthaltenem Fe3+zu Fe2+durch das Enzym NADH-Cytochrom-b5-Reduktase ist physiologischerweise bei jungen Säuglingen noch nicht vollständig ausgebildet. Weiterhin lässt sich das Hämoglobin von jungen Säuglingen leichter oxidieren, was diese Kinder besonders anfällig für eine Methämoglobinämie macht. Neben Medikamenten kommen auch erbliche Faktoren für die Bildung von Methämoglobin in Frage. In der Literatur sind relevante Methämoglobinämien bei Säuglingen nach Anwendung von lidocainhaltigen Salben und bei Neugeborenen nach maternalen Pudendusblockaden beschrieben. Bei einem betroffenen Neugeborenen verblieb ein hypoxisch-ischämischer Hirnschaden. Neben Methylenblau kommt Ascorbinsäure bei der Behandlung zur Anwendung.
Fazit: Lokalanästhetika können bei kutaner und subkutaner Anwendung eine klinisch relevante Methämoglobinämie verursachen, welche potentiell schwerwiegende Zyanosen mit dem Risiko einer cerebralen Schädigung durch Hypoxie zur Folge haben kann. Das Risiko hierfür ist insbesondere bei jungen Säuglingen erhöht. Besonders relevant ist das rechtzeitige Erkennen der Methämoglobinämie als Ursache für die Zyanose, welche dann gut behandelbar ist.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
28. Februar 2025
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