Rofo 2025; 197(S 01): S10-S11
DOI: 10.1055/s-0045-1802697
Abstracts
Vortrag (Wissenschaft)
Forensische Radiologie

Automatisierte Identifikation unbekannter Verstorbener durch CT-Bildabgleich zwischen virtueller Autopsie und einer klinischen Bilddatenbank

A Heinrich
1   Universitätsklinikum Jena, IDIR, Jena
,
M Hubig
2   Universitätsklinikum Jena, Institut für Rechtsmedizin, Jena
,
G Mall
2   Universitätsklinikum Jena, Institut für Rechtsmedizin, Jena
,
U Teichgräber
3   Universitätsklinikum Jena, Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Jena
› Institutsangaben
 

Zielsetzung In der Forensik kann die Kieferhöhle bei der Identifizierung unbekannter Verstorbener eine wichtige Rolle spielen. Ziel dieser Studie war es zu prüfen, ob eine eindeutige Identifizierung anhand eines Computertomographie (CT)-Bildes der Kieferhöhle aus einer virtuellen Autopsie automatisiert durch den Abgleich mit einer klinischen Datenbank möglich ist. Dabei wird die Computer Vision (CV) angewendet, die beim Vergleich von antemortalen Daten bereits vielversprechende Ergebnisse geliefert hat.

Material und Methoden Aus zehn virtuellen Autopsien wurde jeweils ein CT-Bild der Kieferhöhle ausgewählt und mit insgesamt 856 klinischen CT-Untersuchungen von 738 Individuen verglichen. Dazu wurden alle 60.241 CT-Bilder der klinischen Untersuchungen einer Bildverarbeitung und CV-Merkmalextraktion unterzogen und in einer antemortalen CV-Datenbank gespeichert. Die Anzahl der Übereinstimmungspunkte zwischen den CV-Merkmalen eines postmortalen Bildes und den antemortalen Referenzbildern diente als Indikator für die Identifizierung.

Ergebnisse Die Identifizierungsrate lag bei 80% (8/10) auf Rang 1 (die gesuchte Identität weist die meisten Übereinstimmungspunkte auf) und bei 100% (10/10) auf Rang 12 unter 738 potenziellen Identitäten. Herausforderungen traten auf, wenn das postmortale CT-Bild aus einem Ganzkörperscan stammte, da der Kopf darauf kleiner abgebildet war als bei klinischen Kopfaufnahmen, oder wenn die Kieferhöhle in der antemortalen Untersuchung nicht vollständig erfasst wurde.

Schlussfolgerungen Basierend auf den Ergebnissen scheint es möglich, unbekannte Verstorbene mithilfe eines einzelnen CT-Bildes aus einer virtuellen Autopsie in Kombination mit einer klinischen Datenbank zu identifizieren. Allerdings sollte die postmortale Bildgebung idealerweise den klinischen Standards entsprechen, um ausreichend CV-Übereinstimmungspunkte zu erzielen. Daher sollte innerhalb der virtuellen Autopsie zusätzlich ein klinisches CT-Protokoll des Mittelgesichts berücksichtigt werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. März 2025

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