Rofo 2025; 197(S 01): S111
DOI: 10.1055/s-0045-1802932
Abstracts
Case-Report
Pädiatrische Radiologie

Der seltene Weg einer basalen Meningitis: Die Normvariante einer Fossa navicularis magna als Eintrittspforte nach intrakraniell

J Pape
1   Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Kinderradiologie, Leipzig
,
I Sorge
1   Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Kinderradiologie, Leipzig
,
F W Hirsch
1   Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Kinderradiologie, Leipzig
› Author Affiliations
 

Einleitung Bakterielle Meningitiden sind zunehmend seltenere, jedoch weiterhin schwerwiegende Infektionen im Kindes- und Jugendalter. Die häufigsten Eintrittswege sind hämatogene Streuung von Infekten im Nasen-Rachen-Raum, lokale Ausbreitung (Sinusitiden, Mastoiditiden) und direkte Implantation (iatrogen, Traumata). Einzelne Fallberichte beschreiben Normvarianten des Clivus als Prädilektionsstelle für Meningitiden.

Anamnese und Befund Es erfolgte die Vorstellung eines 10-jährigen Mädchens mit Nacken-, Kopf- und Bauchschmerzen sowie Lichtscheue und Vigilanzminderung, zudem wurden eine Ptosis links und eine Hemiparese rechts festgestellt. Eine Notfall-MRT zeigte eine ausgeprägte basale Meningitis und einen subakutem Thalamusinfarkt ([Abb. 1]). Eine Liquorpunktion bestätigte die Diagnose. Unter kalkulierter Antibiotikatherapie blieben Entzündungszeichen und Hemisymptomatik bestehen. Eine erneute MRT zeigte eine Progredienz des Thalamusinfarkts, sowie eine Clivusosteomyelitis ([Abb. 2]). Es erfolgte eine operative Sanierung. In einer CT zeigte sich die Anlagevariante einer Fossa navicularis magna als möglicher direkter Infektionsweg ausgehend von einer Tonsillitis und als Ursache der Clivusosteomyelitis ([Abb. 3]).

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Abb. 1  Notfall-MRT-Bildgebung. 3T Siemens Prisma Fit. Darstellung eines ausgeprägten basalen KM-Enhancements der Meningen in T1-Sequenz post-KM transversal (a), einer inhomogenen Formation in der Cisterna interpeduncularis in T2-Sequenz prä-KM transversal (b) mit korrelierender Diffusionseinschränkung, sowie einer Diffusionseinschränkung im Bereich des linken Thalamus in der Diffusionsbildgebung (c) mit korrelierender Absenkung in der ADC.
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Abb. 2  Verlaufs-MRT-Bildgebung am 8. stationären Tag. 3T Siemens Prisma Fit. In der T1-Sequenz post-KM sagittal weiterhin ausgeprägtes basales KM-Enhancement der Meningen, sowie eine zunehmend inhomogene Darstellung des Clivus (a) und progrediente Diffusionseinschränkung im Bereich des linken Thalamus (b).
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Abb. 3  CT-Bildgebung der Schädelbasis und Halswirbelsäule. 128 MSCT Philips Ingenuity. An der basalen Fläche des Clivus Darstellung einer median lokalisierten, randsklerosierten notchartigen Einkerbung in axialer (a) und sagittaler (b) Ebene.

Diskussion Die Fossa navicularis magna ist eine seltene Anlagevariante des Clivus, welche als tiefe Einziehung in die basoocipitale Fläche des Clivus vorkommt. Es existieren Einzelberichte, die das Vorliegen einer Normvariante als mögliche Eintrittspforte für pathogene Keime nach intrakraniell dokumentieren. Die klinische Relevanz dieser Normvariante ist unklar, sollte jedoch bei nicht eindeutig einordbaren intrakraniellen Infektionen differentialdiagnostisch berücksichtigt werden [1] [2] [3].



Publication History

Article published online:
25 March 2025

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  • Literatur

  • 1 Bayrak S. et al. Prevalence of anatomical variants in the clivus: fossa navicularis magna, canalis basilaris medianus, and craniopharyngeal canal.
  • 2 Prabhu SP. et al. Clival osteomyelitis resulting from spread of infection through the fossa navicularis magna in a child.
  • 3 Segal N. et al. Intracranial infection caused by spreading through the fossa naviclaris magna – a case report and review of the literature.