Rofo 2025; 197(S 01): S117-S118
DOI: 10.1055/s-0045-1802939
Abstracts
Case-Report
Thoraxradiologie

Angiosarkom der Pulmonalarterien bei Li-Fraumeni-Syndrom als seltene Differenzialdiagnose zu einer Lungenarterienembolie

L Möhring
,
D Köhler
2   Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
,
L Well
2   Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
,
G Adam
2   Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
› Institutsangaben
 

Einleitung Das Li-Fraumeni-Syndrom ist ein hereditäres Tumorprädispositionssyndrom, das durch eine autosomal-dominante Mutation des Tumorsuppressorgens p53 bedingt ist. Seine Prävalenz liegt bei 1–3/100.000. Das Lebenszeitrisiko für Malignome beträgt ca. 90% bei Frauen und 70% bei Männern. Zu den assoziierten Tumorentitäten zählen u.a. adrenokortikale Karzinome, Mammakarzinome, ZNS-Tumore und Sarkome.

Anamnese und Befund Eine 36-jährige Patientin wurde wegen einer Pneumonie mit Dyspnoe, Thoraxschmerz und Hämoptysen vorstellig. Klinisch zeigten sich ein abgeschwächtes Atemgeräusch rechts, eine Herzfrequenz von 89/min und eine SpO2 von 97%. Bei bekanntem Li-Fraumeni-Syndrom hatte die Patientin bereits duktale Carcinomata in situ der Mammae, die mittels Mastektomie und Radiochemotherapie behandelt worden waren. Wegen des Verdachts einer Lungenarterienembolie (LAE) erfolgte eine CT in pulmonalarterieller Phase (CTPA, Sensitivität 94%, Spezifität 98%), in der Kontrastmittelaussparungen der Pulmonalarterien passend zu LAE erkannt wurden ([Abb. 1a/b]). Aufgrund persistierender Symptome trotz Therapie erfolgte nach 62 Tagen eine MRT des Thorax, in der kontrastmittelanreichernde Läsionen der volumenvermehrten Pulmonalarterien vorlagen ([Abb. 1c]), sodass ein nicht thrombotisches Geschehen angenommen wurde. In der folgenden [18F]FDG PET/CT wiesen die Läsionen einen stark erhöhten Stoffwechsel auf ([Abb. 1d]), sodass ein Angiosarkom vermutet wurde, was sich in einer Biopsie bestätigte [1] [2].

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Abb. 1  Kontrastmittel (KM)-gestützte CT des Thorax in pulmonalarterieller Phase in coronarer (a) und axialer (b) Schichtführung mit KM-Aussparungen der rechten Pulmonalarterie und folgender segmentaler/subsegmentaler Pulmonalarterien (Pfeil in a). Die rechten Pulmonalarterien weisen einen größeren Diameter als die Gefäße der Gegenseite auf (Markierungen in b). KM-gestützte MRT des Thorax in venöser Phase (mDIXON T1- und wassergewichtet) in coronarer Schichtführung (c) mit KM-Aufnahme der Läsionen der rechten Pulmonalarterien (Pfeil in c). [18F]FDG PET/CT in coronarer Schichtführung (d) mit Nachweis eines deutlich erhöhten Glukosemetabolismus der Läsionen der rechten Pulmonalarterien (Pfeil in d).

Diskussion Kontrastmittelaussparungen in der CTPA sind das typische Zeichen einer LAE. In seltenen Fällen können sie jedoch durch nicht-thromboembolische LAEs oder Tumoren verursacht werden. Anamnese und morphologische Charakteristika, wie die dargestellte Größenzunahme des betroffenen Gefäßes, können helfen diese seltenen Differentialdiagnosen zu erkennen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
25. März 2025

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