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DOI: 10.1055/s-0045-1804620
Ocrelizumab-assoziierte interstitielle Lungenkrankheiten – ein Bericht von drei Fällen
Hintergrund: Medikamenteninduzierte Lungenschäden durch den monoklonalen Anti-CD20-Antikörper Rituximab (RTX) sind seit langem bekannt. Bereits 2012 wurde eine systematische Übersichtsarbeit publiziert, in der 121 in der Literatur beschriebene Fälle identifiziert wurden. Die häufigsten klinischen Diagnosen im Zusammenhang mit RTX-Pneumotoxizität waren Organisierende Pneumonie (OP) und Interstitielle Pneumonitis. Seit 2018 ist Ocrelizumab, ein Anti-CD-20-Antikörper der zweiten Generation, in der Europäischen Union für die Behandlung von primär progredienter und schubförmiger Multipler Sklerose (MS) zugelassen. Kürzlich wurden die ersten Fälle von OP bei Patienten unter Therapie mit Ocrelizumab beschrieben.
Kasuistiken: Innerhalb von Monaten wurden drei Patienten mit Multipler Sklerose unter Therapie mit Ocrelizumab mit dem Verdacht auf therapierefraktäre pulmonale Infektionen stationär aufgenommen. Nach ausgiebiger Abklärung mit HRCT-Thorax, bronchoalveolärer Lavage und transbronchialer Lungenbiopsie wurden bei zwei Patienten eine OP und bei einem Patienten eine „sarcoid-like reaction“, jeweils assoziiert mit der Ocrelizumab-Therapie, diagnostiziert. Anamnese, mikrobiologische Untersuchungen einschließlich Multiplex-PCR sowie Autoimmunserologie erbrachten keine Hinweise auf eine alternative Ätiologie. Glukokortikoide und das Absetzen von Ocrelizumab führten bei allen drei Patienten zu einer klinischen Verbesserung.
Diskussion/Schlussfolgerung: Pulmonale Komplikationen unter Therapie mit Ocrelizumab umfassen neben Infektionen auch immunvermittelte interstitielle Lungenschäden. Pathophysiologisch könnten eine durch B-Zell-Depletion induzierte Dysregulation zytotoxischer T-Lymphozyten und eine Freisetzung proinflammatorischer Zytokine aus T-Lymphozyten eine Rolle spielen. Neurologen und Pneumologen sollten eine erhöhte Vigilanz für nicht-infektiöse pulmonale Komplikationen einer Therapie mit Ocrelizumab haben und Patienten auf die Möglichkeit entsprechender unerwünschter Arzneimittelwirkungen hinweisen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. März 2025
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