Pneumologie 2025; 79(S 01): S66-S67
DOI: 10.1055/s-0045-1804685
Abstracts
B2 – Endoskopie

Case Report: Sequentielle Ventil-Versorgung bei hohem Pneumothorax-Risiko

Autoren

  • S Röttlingsberger

    1   Asklepios Klinikum Harburg; Pneumologie
  • C Wesseler

    2   Lungenheilkunde (Pneumologie) Im Thoraxzentrum
  • E Atug

    3   Klinik für Atemwegs- Lungen- und Thoraxmedizin, Asklepios Klinik Harburg; Asklepios Klinikum Harburg; Pneumologie
  • G Wiest

    4   Asklepios Klinik Harburg; Klinik für Atemwegs-, Lungen- und Thoraxmedizin, Abteilung für Pneumologie; Pneumologie
  • C Petermann

    5   Asklepios Klinikum Harburg; Thoraxzentrum Hamburg; Pneumologie
 

Einleitung: Die endoskopische Lungenvolumenreduktion (ELVR) mittels endobronchialer Ventile stellt eine wirksame Therapieoption für Patienten mit fortgeschrittenem Emphysem und schwerer Lungenüberblähung dar. Ziel ist die Bildung einer Atelektase durch vollständigen Ventilverschluss des Ziellapppens. Das größte Risiko ist der in ca. 20% der Fälle auftretende Pneumothorax. Das Pneumothoraxrisiko ist umso höher, je größer das Volumen des Ziellappens im Vergleich zu benachbarten Lungenlappen ist. In solchen Fällen kann eine sukzessive Versorgung mit primär nicht vollständigem Ventilverschluss und Komplettierung in 2. Sitzung in Erwägung gezogen werden, um das Pneumothoraxrisiko durch zu schnelle Ausdehnung der benachbarten Lungenabschnitte zu minimieren. Wir berichten über einen Fall mit solch einem sequentiellen Versorgungsansatz und unerwartetem Therapieansprechen.

Fallvorstellung: Ein 75-jähriger Patient mit schwergradiger COPD (GOLD 4) zeigte eine ausgeprägte Überblähung des linken Unterlappens bei einem vergleichsweise kleinen Oberlappen. Aufgrund des erhöhten Pneumothorax-Risikos wurde bei der ELVR entschieden, in der ersten Sitzung nicht alle Segmente des Unterlappens mit Ventilen zu verschließen und das offen gelassene 8. Segment später zu versorgen. Diese schrittweise Vorgehensweise ist kein etabliertes Standardverfahren. Trotz des unvollständigen Verschlusses zeigte sich wider Erwarten bereits nach 3 Tagen eine vollständige Atelektasebildung des betroffenen Lungenlappens. Klinisch bemerkenswert war die außerordentliche Verbesserung der Symptome. Die FEV1 besserte sich um 930 ml und das Residualvolumen (RV) nahm um 2000 ml ab. In den ersten postinterventionellen Kontrollen zeigte sich ein minimaler Spitzenpneumothorax. Auf den ursprünglich geplanten 2. Schritt mit komplettierendem Ventilverschluss vom 8. Segment wurde daher verzichtet.

Diskussion: Dieser Fall zeigt, dass eine schrittweise ELVR bei Patienten mit einem hohen Risiko für Pneumothorax eine erfolgreiche und sichere Alternative darstellen kann. Trotz des unvollständigen Verschlusses konnte eine gewünschte Atelektase mit einer bemerkenswerten klinischen und lungenfunktionellen Besserung erreicht werden. Für das beschriebene sequentielle Vorgehen gibt es bislang keine Evidenz.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
18. März 2025

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