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DOI: 10.1055/s-0045-1804741
Wenn Knochen schmelzen- Tuberkulose auf der Spur
Authors
Tuberkulose zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit, wobei der Befall des HNO-Bereichs eine seltene Manifestation darstellt und in der Literatur lediglich Einzelfälle berichtet werden.
Wir schildern den Verlauf einer 35-jährigen Patientin, die sich mit Hörverlust, Otalgien und Tinnitus HNO-ärztlich vorstellte. Es wurde eine Schallleitungsstörung diagnostiziert, bildgebend (CT/MRT) fiel eine ausgedehnte Verlegung bzw. Belüftungsminderung des Mastoids rechts auf.
Bei Verdachtsdiagnose einer chronischen Mastoiditis und Mittelohrtumors wurde eine operative Sanierung durchgeführt. Intraoperativ zeigte sich die Gehörknöchelchenkette von schwartigen, zerfließenden Gewebsmassen umgeben. Das betroffene Gewebe konnte entfernt sowie eine Mastoidektomie und Tympanoplastik Typ II durchgeführt werden. Im OP-Präparat fanden sich nicht verkäsende Granulome und molekularpathologisch der Nachweis eines Mycobacterium tuberculosis-Komplex. Eine Kultur wurde aus dem OP-Präparat nicht angelegt, eine Resistenztestung war aus den Paraffin-Schnitten nicht möglich.
Im Rahmen der Therapieeinleitung zeigte sich im CT Thorax eine Kaverne rechts apikal. Im Sputum bzw. Bronchialsekret gelang kein Erregernachweis. Bei anhaltender Sekretion aus dem rechten Ohr konnte jedoch eine kulturelle Sicherung der Tuberkulose mit pansensiblem Erreger erfolgen.
Es wurde eine Standard-Vierfachtherapie mit Isoniazid, Pyrazinamid, Ethambutol und Rifampicin eingeleitet, welche zu einer klinischen Besserung und radiologischen Rückbildung der Kaverne führte. Somit scheint eine aktive pulmonale Beteiligung wahrscheinlich.
Bei ausgeprägten otalen Knochenbefalls ist eine Therapie über insgesamt 9 Monate indiziert, eine MRT Verlaufskontrolle des Felsenbeins ist geplant.
Zusammenfassend sollte bei Patienten mit Hörverlust und bildgebendem Nachweis eines destruktiven Mastoidprozess differentialdiagnostisch eine Tb in Betracht gezogen werden. Von besonderer Wichtigkeit ist die kulturelle Anzucht des Erregers mit phänotypischer Resistenztestung. Eine thorakale Bildgebung ist unerlässlich, um eine mögliche pulmonale Beteiligung zu erkennen.
Ein frühzeitiger Therapiebeginn ist entscheidend, um einen dauerhaften Hörverlust zu vermeiden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. März 2025
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