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DOI: 10.1055/s-0045-1804937
Spezifische Osteoporose Therapie bei Hochrisiko-Patientinnen und Patienten in der Alterstraumatologie: eine patientenzentrierte Behandlungsstrategie
Autoren
Einleitung: Alterstraumatologische Patientinnen und Patienten sind nach einer „major osteoporotic fracture“ wie der proximalen Femurfraktur im Hochrisikobereich für weitere Frakturen. Sie sind sowohl vor als auch nach der Fraktur oft funktionell eingeschränkt. Ziel ist es, eine adäquate, leitliniengerechte und patientenzentrierte Versorgung ohne Zeitverzögerung noch während des Klinikaufenthaltes zu beginnen.
Methode: Wir implementierten einen individualisierten Therapie- Algorithmus in der Alterstraumatologie. Im Vordergrund steht zum einen die Nierenfunktion (Wert eGFR≥oder<35 ml/min). Zum anderen die Einschätzung von geriatrischer Seite mittels Clinical Frailty Scale (CFS). Ein CFS von 1–3 wird als Grundlage genommen, dass eine ambulante Fortführung einer stationär begonnenen Therapie möglich ist. Ein CFS von≥4 deutet hingegen auf eine eingeschränkte Funktionalität hin. In einer initialen retrospektiven Auswertung untersuchten wir in der klinischen Implementierungsphase unseres Algorithmus zwischen April und Juni 2024 insgesamt 57 Patientinnen und Patienten mit proximaler Femurfraktur im Alter≥70 Jahren nach. Erhoben wurden der CFS und ein osteologisches Basislabor. Durch Überprüfung des Arztbriefes bei Entlassung und Auswertung der Medikationen während des stationären Aufenthaltes wurde die Osteoporose-spezifische Therapie abgefragt.
Ergebnisse: Insgesamt erhielten 24 von 57 (42%) der Hochrisiko-Patientinnen und Patienten im stationären Setting eine spezifische Therapie (vor allem Zoledronat 5 mg iv oder Denosumab 60 mg sc). Bei 11 Patientinnen und Patienten wurde dezidiert im Brief eine spezifische Therapie empfohlen einhergehend mit der empfohlenen Anbindung an unsere ambulante Osteologie Sprechstunde. Somit wurde bei 63% der Patientinnen und Patienten eine individualisierte, patientenzentrierte Therapieentscheidung getroffen.
Diskussion: Um die Behandlungslücke vor allem im Hochrisiko-Bereich effektiv anzugehen, braucht es aus unserer Sicht das Vorgehen bereits während des klinischen Aufenthaltes. Mit der Infusion von 5 mg Zoledronat/Jahr ist das Re-Frakturrisiko in der funktionell eingeschränkten Hochrisiko-Patientengruppe mit einem CFS≥4 und einer GFR≥35 ml/min gut adressiert. Der Nutzen hinsichtlich einer Refraktur-Risikominimierung überwiegt bei weitem das Risiko für die Entwicklung einer Osteonekrose des Kiefers oder einer atypischen Femurfraktur. Die prospektive, longitudinale Evaluation des Therapie-Algorithmus wird aktuell durchgeführt.
Keywords: Alterstraumatologie, HochrisikopatientInnen, Spezifische Osteoporosetherapie, Patientenzentrierter Algorithmus
Korrespondenzadresse: Vera Smolka, Ludwig-Maximilians-Universität München, Muskuloskelettales Universitätszentrum München, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marchioninistr. 15, 81377 München, Deutschland, E-Mail: vera.smolka@med.uni-muenchen.de
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. März 2025
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