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DOI: 10.1055/s-0045-1804968
Unklare Schädelosteolysen bei schwerer Osteoporose
Einleitung: Einer 58-jährigen Patientin war eine Einsenkung („Delle“) im Bereich der Schädelkalotte rechtsseitig aufgefallen. Ein Vierteljahr später bemerkte sie eine weitere Einsenkung der Schädelkalotte links. Als Korrelat des objektivierten klinischen Befundes konnten in der Bildgebung Osteolysen festgestellt werden.
Methode: Mittels umfangreicher Diagnostik konnte ein extraossäres malignes Geschehen weitestgehend ausgeschlossen werden. Insbesondere ergab sich auch kein Anhalt für ein multiples Myelom. Zur weiteren Abklärung erfolgte eine neurochirgische Biopsie, welche primär an das Paul-Flechsig-Institut für Neuropathologie in Leipzig versandt wurde. Histologisch zeigte sich ein uncharakteristischer Befund mit Bindegewebe und Granulationsgewebe. Es fanden sich Knochenpartikel mit ausgedünnten Knochenbälkchen und fettig degeneriertem Knochenmark. Es ergaben sich keine Hinweise für ein Gorham-Stout-Syndrom, insbesondere konnten keine atypischen Gefäß- und Lymphgefäßproliferate nachgewiesen werden. Es ergab sich kein Anhalt für Malignität.
Ergebnisse: Die in unserer Klinik durchgeführte osteologische Diagnostik zeigte in der Osteodensitometrie mittels DXA eine schwere Osteoporose mit einem minimalen T-Score von -4,7. Die Knochenumbauparameter waren nicht erhöht. Interleukin-6 im Serum lag in der Norm. Als Ursache für die schwere Osteoporose konnte anamnestisch bzw. basierend auf den Vorbefunden eine passager hyperthyreote Stoffwechsellage in Verbindung mit der Menopause eruiert werden. Im aktuellen PET/CT stellten sich die osteolytischen Läsionen der Schädelkalotte unverändert ohne metabolische Anzeichen einer Neoplasie oder aktiven Entzündung dar. Es fanden sich keine weiteren Osteolysen des Stamm- oder Extremitätenskeletts und kein Anhalt für Malignom, floride Entzündung oder eine granulomatöse Multisystemerkrankung. Zur weiteren Diagnostik wurde eine weitere osteopathologische Aufarbeitung veranlasst. Basierend auf Histologie und den übersandten CT-Bildern wurde hier differenzialdiagnostisch eine Skelett-Angiomatose mit Manifestation in der Schädelkalotte und eventuell auch spinal diskutiert. Daher wurde im weiteren eine referenzradiologische Beurteilung veranlasst. Bei der Beurteilung der CT-Bilder fielen flächenhafte fokale Ausdünnungen der Kalotte im Bereich der Ossa parietalia auf. Im Kontext mit der Klinik sowie den ausgeschlossenen Differenzialdiagnosen wurde letztlich der typische Befund einer "Biparietalen Osteodystrophie" erhoben, welche möglicherweise im Zusammenhang mit der schweren Osteoporose zu sehen ist. Es wurde eine antiresorptive Therapie mit Zoledronat eingeleitet und hinsichtlich des Lokalbefundes eine Kontrolle vereinbart.
Diskussion: Die Kasuistik zeigt beispielhaft eine intensive interdisziplinäre Aufarbeitung eines hochgradig mehrdeutigen osteologischen Befundes.
Korrespondenzadresse: Peter Oelzner, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Am Klinikum 1, 07740 Jena, Deutschland, E-Mail: peter.oelzner@gmail.com
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. März 2025
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