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DOI: 10.1055/s-0045-1804989
Die Stratifizierung nach COL1A1 und COL1A2 zeigt Unterschiede in der trabekulären Mikrostruktur in einem Patientengut von 129 erwachsenen Patienten:innen mit klassischer Osteogenesis imperfecta
Einleitung: Osteogenesis imperfecta (OI) ist eine genetisch bedingte und klinisch sehr heterogene Knochenerkrankung, die unter anderem durch erhöhte Knochenbrüchigkeit und Wachstumsstörungen gekennzeichnet ist. Die Klassifizierung der klassischen OI basiert auf dem Sillence-System von 1979, das die Typen I-IV nach phänotypischen Merkmalen wie Frakturraten, Skelettdeformitäten und extra-skelettalen Manifestationen unterscheidet. Adulte Patienten mit OI sind in der Literatur oft nur unzureichend und in kleiner Fallzahl beschrieben.
Methode: Insgesamt wurden 117 OI-Patient:innen eingeschlossen, die sich in unserer osteologischen Spezialambulanz (National Bone Board) vorstellten. Bei allen Patient:innen wurden genetische Analysen durchgeführt. 78 Patient:innen zeigten pathogene Varianten im COL1A1- und 52 im COL1A2-Gen. Nach der Sillence-Klassifikation zeigten 85 Patient:innen eine OI Typ I, 15 eine OI Typ III und 30 eine OI Typ IV. Diagnostisch wurden osteologische Laborparameter, Knochendichte (DXA) und Knochenmikrostruktur (HRpQCT) erhoben und sowohl zwischen den klinischen als auch den verschiedenen genetischen Varianten verglichen.
Ergebnisse: Es gab keine Unterschiede im Alter und BMI zwischen Patienten mit OI Typ I, III und IV. Unterschiede in Gewicht und Größe zeigten sich zwischen den OI-Typen I und III sowie III und IV. Bei der Messung der Knochendichte im Oberschenkelknochen und in der Wirbelsäule gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den klinischen OI-Typen. Bei der genetischen Stratifizierung der OI-Typen nach COL1A1 und COL1A2, unabhängig von der klinischen Klassifizierung, zeigte die Gruppe mit Varianten im COL1A1-Gen ein höheres Alter und sowie einen niedrigeren T-Score des Femurs im Vergleich zur COL1A2-Gruppe. Darüber hinaus zeigten die Patient:innen mit Varianten im COL1A1-Gen im HR p-QCT eine signifikant stärkere Verringerung der altersadjustiert trabekulären Mikrostruktur, insbesondere der trabekulären Dichte, der trabekulären Anzahl und des trabekulären Abstands, speziell im Radius.
Diskussion: Adulte Patient:innen mit OI können sowohl klinisch als auch genetisch stratifiziert werden. Neben der Einteilung in die klinischen Typen nach Sillence ist möglicherweise auch die Klassifizierung nach Genotyp hilfreich, um ein besseres Verständnis der Krankheitsverläufe, unter anderem hinsichtlich der Knochenmikrostruktur, zu entwickeln.
Keywords: Osteogenesis Imperfecta, HR-pQCT, Knochenmikrostruktur, Kollagen Typ I
Korrespondenzadresse: Mikolaj Bartosik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Osteologie und Biomechanik, Lottestraße 59, 22529 Hamburg, Deutschland, E-Mail: m.bartosik@uke.de
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. März 2025
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